Bankenstresstest: deutsche Banken gehören zu den Schwächsten in Europa 03.11.2018 Die Bankenlobby in Deutschland zeigt gern mit dem Finger auf andere. Dabei liegen die Probleme auch hier in Deutschland. Deutschlands Banken sind gefährlich unterkapitalisiert und bilden einmal wieder das Schlusslicht im diesjährigen Stresstest der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde (EBA). Das Bankwesen war der Kern der globalen Finanzkrise. Wir wissen inzwischen, dass die Subprime-Hypotheken - von denen die Krise in den USA ausgegangen ist - nur ein kleiner Teil einer viel größeren, unheilvollen Entwicklung im Bankensektor waren: die Transformation des Geschäftsmodells der Banken. Die Veränderung erfolgte in Form eines übermäßigen globalen Kreditangebots und niedriger Kreditstandards, insbesondere in den Industrieländern. Zu viele Finanzinstitute, und vor allem die großen, waren von einem Modell, das auf die traditionelle Vermittlung ausgerichtet ist - Aufnahme von (Privat-)Einlagenverbindlichkeiten zur Vergabe von Krediten, die bis zur Fälligkeit bei der Bank verblieben - zu einem auf Finanzmarktaktivitäten ausgerichteten Geschäftsmodell übergegangen. Diese Transformation des Geschäftsmodells hat das Bankwesen auf globaler Ebene neugestaltet. So verlagerten viele Banken ihren Schwerpunkt von einer privatkunden- und beziehungsorientierten Geschäftsweise (Retail Banking) zu einer finanzmarktorientierten und transaktionalen Geschäftsweise (Wholesale Banking). Während im traditionellen Geschäftsmodell vergebene Kredite bis zur Fälligkeit in der Bilanz gehalten werden („originate and hold“), werden sie im neuen Geschäftsmodell verbrieft, strukturiert, an den Kapitalmärkten gehandelt und damit die Risiken an Anleger verteilt („originate and distribute“). Die deutschen Banken sind bekannt dafür, dass sie ihre Risiken besonders gut klein rechnen. Daher sieht das Bild bei der RWA Quote nicht ganz so dramatisch aus. Aber selbst hier kommen zwei der schwächsten vier Banken aus Deutschland, die NordLB und die Deutsche Bank. Die Deutsche Bank überspringt mit 8,1% haarscharf die Hürde von 8%, bei der die Behörden das Ruder übernehmen würden. Insgesamt unterschreiten 25, also etwa die Hälfte der 48 getesteten europäischen Banken die Hürde von 10,5% RWA. Von den 8 getesteten deutschen Banken sind es 6, also Dreiviertel, die diese Hürde reißen. Auf den beiden Schaubildern sieht man sehr gut, dass eine deutsche Bank ein Ausreißer nach oben darstellt: die NRW Bank. Man fragt sich, warum die EBA diese überhaupt mit in den Stresstest aufgenommen hat. Es handelt sich um eine staatliche Förderbank, die kein normales kommerzielles Bankgeschäft betreibt und deren Existenz staatlich garantiert ist. Sie gehört nicht in den Vergleich mit normalen kommerziell tätigen Banken. Wir haben sie daher in den Ländervergleichen eliminiert. Um zu zeigen, wie unsere deutschen Banken im Ländervergleich abschneiden, haben wir einen Länderdurchschnitt der jeweiligen Eigenkapitalquoten gebildet. Wie erwartet bildet Deutschland mit Abstand das Schlusslicht bei der Leverage Ratio. Bei der RWA Quote ist Deutschland zwar nicht Schlusslicht, aber eindeutig Teil der schwächsten Länder in Europa. Was schließen wir daraus? Die deutsche Bankenlobby muss endlich aufhören Nebelkerzen zu werfen und auf die angeblich so schwachen Banken in Südeuropa zu zeigen. Sie muss aufhören, sich gegen eine Europäische Einlagensicherung (EDIS) zu sträuben. Wir sollten uns Länder wie Schweden zum Vorbild nehmen: dort sind die Banken bestens kapitalisiert und trotzdem hoch profitabel und die Wirtschaft boomt genauso wie bei uns. Das heißt, das ganze Gerede der Banken, dass zu viel Eigenkapital die Banken und die Wirtschaft kaputt machen würden, ist kompletter Unsinn Kurzfristig brauchen wir noch nicht einmal neue Gesetze. Wir könnten in Deutschland problemlos den gesetzlich vorgesehenen countercyclical capital buffer aktivieren und damit alle in Deutschland tätigen Banken zwingen, 2,5% Punkte mehr Eigenkapital einzusetzen. Mit Sachverstand und Ihrer Unterstützung können wir die dafür nötigen Änderungen erzwingen. Tragen Sie sich in unseren Newsletter ein, um über unseren weiteren Aktivitäten der Bürgerbewegung Finanzwende informiert zu bleiben. E-Mail Unsere Datenschutzerklärung finden Sie hier. Anmelden