Fragen und Antworten zur Kampagne

Die wichtigsten Fragen und Antworten zu unserer Kampagne "MLP runter vom Campus!"

03.11.2020
Das Kampagnenbild "MLP Runter vom Campus!" in der Mitte. Links und Rechts Frage- und Antwortsprechblasen

Der provisionsorientierte Finanzvertrieb MLP bietet Kurse an der Goethe-Universität Frankfurt am Main an. Dieses Kursangebot dient der Verkaufsanbahnung und ist somit Teil der Vertriebsstrategie für Finanzprodukte wie Versicherungen. Die Hochschule nutzt das, um den Studierenden trotz enger Budgets ein vielfältiges Kursangebot zur Verfügung zu stellen. Dennoch sind die Studierenden die Verlierer derartiger Kooperationen: Denn diese gehen zu Lasten der wissenschaftlichen Unabhängigkeit und der Qualität der Lehre. Im Vertrauen in die Hochschule lassen sich Studierende auf MLP ein und verlieren dabei teilweise fünfstellige Summen.

Das provisionsbasierte Vertriebsmodell von MLP und anderen Finanzvertrieben führt dazu, dass der tatsächliche Bedarf der Studierenden nicht im Vordergrund steht. Für MLP steht die Provision des Vermittlers und somit der Gewinn für das Unternehmen im Vordergrund. Dadurch werden Menschen Verträge aufgedrängt, die aus Sicht von Finanzwende unrentabel, ungeeignet oder viel zu teuer sind. Was in Deutschland leider völlig legal ist, ist in den Niederlanden und in Großbritannien längst nicht mehr erlaubt. Dort gibt es ein Provisionsverbot. 

MLP hat mit der Goethe-Universität Frankfurt am Main eine sehr enge Kooperation aufgebaut. Allein im aktuellen Sommersemester 2021 bewirbt der Career Service auf der hochschuleigenen Website acht Lehrveranstaltungen (Stand: 08.04.2020[1]), die von MLP durchgeführt werden. Die Kurse werden nicht von neutralen Lehrkräften gehalten, sondern von MLP-Vertriebsleuten und dienen dem Wieslocher Unternehmen zur Kontaktanbahnung und letztlich dem Verkauf von Finanzprodukten.


[1] www.uni-frankfurt.de/94784722/Workshops_und_Vortr%C3%A4ge

 

Für Finanzvertriebe ergibt sich durch den Verkauf von privaten Vorsorgeprodukten an Studierende ein sehr gutes Geschäft auf Basis von Provisionszahlungen und anderen Abschlusskosten. Mit dem Fokus auf Studierende zielt MLP auf besonders junge Menschen ab, die sich vermutlich nur am Rande mit Finanzfragen auseinandergesetzt haben. Sie sind also „leichte Beute“ für den Finanzvertrieb. Außerdem ermöglichen Vertragsabschlüsse mit Anfang-20-Jährigen sehr lange Vertragslaufzeiten und somit im besten Fall jahrzehntelange Gewinne für MLP.  Wie der Finanzvermittler sich gezielt über Karrierezentren, Institute und Fachschaften Zugang zu Studierenden verschafft, zeigt der Kurzreport „Das System MLP“ von Finanzwende Recherche.

 

Finanzwende liegt ein für MLP typischer Vertrag vor, der im Juli 2019 von einem Studierenden abgeschlossen wurde.  Eine fondsgebundene Rürup-Rente gekoppelt an eine Berufsunfähigkeitsversicherung. Für den Vertrag fallen im Laufe der Jahre ganze 22.000 Euro Abschlusskosten an. Am Ende der Laufzeit von 44 Jahren müsste der Student unglaubliche 6.070 Euro im Monat aufbringen, wenn er wie vorgesehen an dem Vertrag festhielte und die dort vorgesehene jährliche Beitragssteigerung eingehalten werden würde. Eine einfache Kündigung des Kombivertrags ist nicht einmal möglich, ohne den wichtigen Berufsunfähigkeitsschutz zu verlieren. Diese Art Verträge werden von MLP offenbar häufiger an Studierende vermittelt – das zeigen zahlreiche Erfahrungsberichte und Einsendungen, die Finanzwende von aktuellen und ehemaligen Studierenden erhalten hat. Diese wissen oft nicht, worauf sie sich einlassen.

Es gibt auch andere Finanzvermittler, die sich auf die Zielgruppe Studierende ausgerichtet haben. MLP ist der nach Provisionseinnahmen zweitgrößte deutsche Finanzvertrieb und hat in fast allen bedeutenden Hochschulstandorten Kooperationen aufgebaut. MLP hat Hochschulen selbst als sein „Wohnzimmer“ bezeichnet. Hauptproblem dieser Vermittler ist ihre Provisionsorientierung. Diese erhöht die Anreize, den Studierenden Produkte zu verkaufen, die sie gar nicht brauchen. Unabhängige Beratung im Kundeninteresse ist bei provisionsbasiertem Vertrieb nicht zu erwarten.

Mit uns zusammenarbeitende Expert*innen haben für uns vor allem die Produktkombination aus Berufsunfähigkeitsversicherung und Rente als zu unflexibel und problematisch analysiert. Für eure konkreten Verträge kann das aber anders aussehen. Kümmert euch um eine unabhängige Finanzberatung von Berater*innen, die ihr selbst für diese Beratung zahlt, oder informiert euch bei eurer lokalen Verbraucherzentrale.

 

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