Standpunkt: Ohne Regulierung keine Stabilität im Krypto-Sektor!

30.11.2022
Dr. Gerhard Schick

Gerhard Schick ist promovierter Volkswirt und Vorstand der Bürgerbewegung Finanzwende. Für die Arbeit im Verein legte er sein Bundestagsmandat nieder.

Der Krypto-Crash zeigt: Ohne Regulierung gibt es keine stabilen Finanzmärkte!

Seit Beginn des Jahres 2022 überschlagen sich die Krisenmeldungen aus dem Krypto-Sektor. Das Versprechen eines alternativen Finanzsystems, das ohne Regulierung stabil und transparent ist, hat sich als hohl erwiesen. Viele Anleger*innen haben heftige Verluste zu beklagen.

Mit Terra/Luna, 3AC und dem Celsius Netzwerk gab es bereits drei spektakuläre Pleiten in diesem Jahr. Jüngst beantragte auch noch BlockFi ein Insolvenzverfahren und Bitfront vermeldete gestern ebenfalls Probleme. Seit einigen Wochen spielt sich das nächste bizarre Krypto-Schauspiel aber vor allem an einer anderen Stelle ab.

Große Teile des Krypto-Sektors implodieren regelrecht. Im Zentrum steht das Krypto-Imperium des Milliardärs Sam Bankman-Fried. Dieses beinhaltete nicht nur die drittgrößten Krypto-Börse der Welt, FTX, und den Hedgefonds Alameda Research, sondern auch über 100 weitere Firmen. Binnen weniger Tage löste sich das Konstrukt vollständig auf. Es befindet sich nun in der Insolvenz und wird abgewickelt.

Seit zwei Wochen spielt sich das nächste bizarre Krypto-Schauspiel ab. Große Teile des Krypto-Sektors implodieren regelrecht.

Dabei kommen täglich neue höchst problematische Geschäftsbeziehungen innerhalb der Firmenkonstruktion ans Licht, die auf Betrug und Veruntreuung von Kundengeldern hindeuten. Eine Millionen Kund*innen sind betroffen und bis heute fehlen insgesamt etwa acht Milliarden Dollar an Kundeneinlagen. Der gesamte Krypto-Sektor ist dadurch in eine Vertrauenskrise gestürzt.

Der Fall zeigt: Einmal mehr war die Vorstellung falsch, dass ein nicht regulierter Finanzsektor aus sich selbst heraus stabil sein könne. Das Fehlverhalten großer werden nicht unterbunden. Dabei sollte die Nachvollziehbarkeit aller Transaktionen durch die Blockchain-Technologie genau dafür die Lösung sein. Doch das reicht nicht aus. Ganz nach dem Motto „Vertrauen ist gut – Kontrolle ist besser“ müssen klare Regeln und ihre Durchsetzung durch kompetente Aufsichtsbehörden dafür sorgen, dass genug werthaltige und liquide Assets für Krisenmomente vorhanden sind.

Unabhängige Akteur*innen müssen prüfen, dass die Bücher stimmen und Interessenkonflikte ausgeschlossen sind. Stattdessen vertraute man darauf, dass die bloße Möglichkeit der Nachvollziehbarkeit Fehlverhalten von vornherein ausmerze. So wird der libertäre Gedanke von staatsfreier technologiebasierter Stabilität zum teuren und gefährlichen Wunschtraum. Die viel beschworenen Risiken des Krypto-Sektors haben sich materialisiert ­– gescheiterte Geschäftsmodelle, Insolvenzen und Kündigungswellen sind die Folge.

Die viel beschworenen Risiken des Krypto-Sektors haben sich materialisiert ­– gescheiterte Geschäftsmodelle, Insolvenzen und Kündigungswellen sind die Folge.

Verlierer*innen sind die Kleinanleger*innen, die immer noch mit Werbung von fantastischen Gewinnen gelockt werden. Insbesondere als Inflationsschutz wurden Krypto-Werte immer wieder angepriesen. Doch die letzten Wochen haben eindrücklich gezeigt, dass hierfür die Stabilität fehlt. Seit November 2021 ist der Sektor um rund 65 Prozent geschrumpft. Die globale Marktkapitalisierung ist von 2,9 Billionen auf unter eine Billion Euro gefallen.

Der jüngste Krypto-Crash um Sam Bankman-Fried zeigt erneut: Krypto-Werte taugen nicht für normale Kleinanleger*innen, solange nicht klare Regulierung und eine kompetente Aufsicht für Stabilität sorgen.