Standpunkt: VBL – Immer noch nicht nachhaltig

05.07.2022
Magdalena Senn

Magdalena Senn ist bei Finanzwende für das Thema Sustainable Finance zuständig. Sie hat in Tübingen, Berlin und Paris Volkswirtschaft und politische Ökonomie studiert. Danach hat sie im Europaparlament die Arbeit eines Abgeordneten im Wirtschafts- und Währungsausschuss begleitet.

Die Bundesregierung muss für wirksame Anlagekriterien bei der VBL sorgen

Das Thema nachhaltige Kapitalanlagen kam zuletzt groß in die Schlagzeilen. Der Vermögensverwalter DWS und sein Mutterunternehmen Deutsche Bank wurden wegen des Verdachts übertriebener Nachhaltigkeitsversprechen durchsucht. Doch Nachhaltigkeit spielt nicht nur bei privaten, sondern auch bei öffentlichen Finanzunternehmen eine große Rolle. Sie sollten eigentlich vorbildhaft agieren. Allerdings ist oft das Gegenteil der Fall.

So ist es auch bei der Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder (VBL), einer Betriebskasse, die Renten für über fünf Millionen Angestellte im öffentlichen Dienst verwaltet.

Die VBL hat sich Anfang 2022 neue nachhaltige Anlagekriterien gegeben, nachdem wir Druck gemacht hatten.

Die VBL hat sich Anfang 2022 neue nachhaltige Anlagekriterien gegeben, nachdem wir Druck gemacht hatten. Die neuen Grundsätze der VBL versprachen auf den ersten Blick Besserung: Bis 2025 sollten kohlelastige Firmen aus dem Portfolio ausgeschlossen werden. „Kohlelastig“ meinte zunächst nur Firmen mit einem Umsatz von mehr als 40 Prozent durch Kohle. Kurze Zeit später legte die VBL nach. Sie erklärte, die Schwelle auf 25 Prozent herunterzusetzen und die Ausschlüsse schon bis Ende 2022 zu realisieren.

Sind wir damit am Ziel einer nachhaltigeren Kapitalanlage bei der VBL?

Neue Regeln: kaum mehr als Makulatur

Leider nein, denn die neuen Anlagekriterien sind kaum mehr als Makulatur. Die Schwelle von 25 Prozent ist extrem unambitioniert. Selbst die klimaschädlichen deutschen Energieversorger müssen wohl nicht ausgeschlossen werden. RWE beispielsweise macht 23 Prozent Umsatz mit Kohle – ist also genau unter der Schwelle.

Die fossilen Energiequellen Erdöl und Erdgas ignorieren die VBL-Kriterien gänzlich. Und wenn es genereller um die Berücksichtigung von Umwelt- und Sozialkriterien geht, bleibt unklar, was gemeint ist.

Altes Problem: mangelnde Transparenz

Womit wir bei einem weiteren Problem angekommen wären: dem Mangel an Transparenz. Die VBL hütet die Zusammensetzung ihres Portfolios wie ein Staatsgeheimnis. Damit bleiben auch die konkreten Auswirkungen ihrer Anlagekriterien vollständig im Dunkeln. Ob die neuen Nachhaltigkeitsregeln überhaupt irgendetwas am Portfolio verändern, wissen wir schlicht nicht.

Ob die neuen Nachhaltigkeitsregeln überhaupt irgendetwas am Portfolio verändern, wissen wir schlicht nicht.

Besonders bitter ist das für die Versicherten. Viele von ihnen sind pflichtversichert. Sie sind also gezwungen, ihre Altersvorsorge auch in Unternehmen zu investieren, die die Klimakrise anheizen.

Im Rahmen einer neuen Mailaktion von Finanzwende können auch Sie ihrem Ärger Luft machen, der VBL schreiben und mehr Transparenz sowie eine nachhaltigere Kapitalanlage fordern. Da politisch das Finanzministerium für die VBL verantwortlich ist, geht eine Kopie der Mail an Finanzminister Lindner. Denn die Bundesregierung muss hier endlich aktiv werden.

Der deutsche Wappenadler pickt in die Erdkugel. Darunter der Slogan "Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder for Future?"

VBL for Future?

Schreiben Sie Ihre Protestmail an den Hauptamtlichen Vorstand der Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder (VBL) und fordern Sie mit uns eine transparente und nachhaltige Aufstellung der verwalteten Gelder!
Jetzt protestieren!