Verbraucherschutz

27.07.2022
Auf zwei Seiten sind jeweils viele Regenschirme. In der Mitte steht "Verbraucherschutz".
  • Im Finanzbereich sind Verbraucher*innen gegenüber Banken, Versicherungsunternehmen und Co. oftmals strukturell unterlegen.
  • Dieses Ungleichgewicht spiegelt sich häufig in teuren Verträgen, komplexen Produkten und im provisionsbasierten Verkauf wider.
  • Um die Position der Kund*innen zu stärken, setzt sich Finanzwende für einen effektiven Verbraucherschutz ein.

Finanzfragen lassen die Herzen von Verbraucher*innen selten höherschlagen. Kein Wunder, denn im Dschungel voller komplexer und risikoreicher Produkte ist es schwer, den Überblick zu behalten. Wer weiß schon, wie genau die Riester-Rente funktioniert, welche Bank gut berät oder welche Kosten Inkassounternehmen geltend machen dürfen? Dabei geht es oft um enorme Summen. Fehlendes Fachwissen und Informationslücken auf Seiten der Kundschaft machen es Banken und Co. leicht: Sie sind die Einfallstore für versteckte Kosten, nachteilige Klauseln und mitunter auch unredliche Praktiken. Außerdem fehlt es Verbraucher*innen häufig an Zeit und Geld, um die eigenen Interessen erfolgreich gegen finanzstarke Konzerne zu verteidigen.

Beratung? Bitte unabhängig!

Wer sich über Finanzprodukte informieren möchte, ist sehr oft auf gute Beratung angewiesen. Doch viele, die sich Berater*innen nennen, leben vom Verkauf und handeln nicht unbedingt im besten Interesse der Kundschaft. Denn Provisionen, die den Verkauf von Produkten belohnen, setzen falsche Anreize. Das führt immer wieder dazu, dass Menschen nicht die Finanzprodukte kaufen, die gut für sie sind, sondern die, mit denen die Verkäufer*innen am meisten Geld verdienen. Wir fordern daher ein Ende des Provisionsverkaufs. Bei der Finanzberatung sollten die Interessen der Anleger*innen an erster Stelle stellen. 

Lesen Sie hier mehr darüber, wieso Provisionen die falschen Anreize für Finanzberatungen sind.


Finanzwende setzt sich für einen effektiven Verbraucherschutz im Finanzbereich ein.
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MLP: Unabhängige Lehre passt nicht zu Finanzvertrieb

Die MLP Finanzberatung ist einer der großen Finanzvertriebe in Deutschland. Nach außen brüstet sie sich damit, Personen in Finanzfragen entscheidungsfähiger zu machen und „Beratung als Profession“ zu verstehen. Das Kalkül dahinter ist simpel: guter Eindruck, gutes Geschäft. Die Erwartungen der Verbraucher*innen sind bei näherer Betrachtung aber nicht immer zu halten, wie unsere Analyse von drei typischen MLP Nebelkerzen zeigt.

MLP hat zunehmend eine junge Zielgruppe im Visier: Bundesweit gibt es zahlreiche Kooperationen mit Hochschulen. An der Goethe-Universität Frankfurt dürfen die Vermittler*innen Seminare auf dem Campus anbieten. Dabei nutzt der Finanzkonzern das Vertrauen und die fehlende Erfahrung der jungen Menschen aus. Er gibt vor, an der Bildung von Studierenden interessiert zu sein, aber eigentlich geht es dem Konzern nur um das eigene Geschäft. Wir fordern deshalb: MLP muss runter vom Campus! 

Ratenkredite: Achtung Kreditfalle!

Auch bei Banken sind Verbraucher*innen oft nicht gut beraten. Bei Ratenkrediten wird das Problem besonders gut sichtbar. Eine von uns in Auftrag gegebene Studie enthüllte schon vor Jahren massive Probleme bei der Kreditvergabe und Verkaufsgesprächen. Den Kreditnehmenden kommt das oft teuer zu stehen. So werden Banken ihrer gesellschaftlichen Verantwortung nicht gerecht. 

Sparkassen: Zahlt die Zinsen!

Sparkassen machen es im Übrigen nicht besser. Sie werden ihrem guten Image als nette Bank von nebenan keineswegs gerecht. Von uns gab es deshalb bereits eine gehörige Finanzschelle. Ein Beispiel: Jahrelang haben zahlreiche Sparkassen bei Prämiensparverträgen die Zinsen für ihre Kundschaft falsch berechnet, wie schon der Bundesgerichtshof bestätigte. Jetzt spielen sie auf Zeit und hoffen, dass die Ansprüche verjähren. Wir wollen die Sparkassen damit nicht länger davonkommen lassen! Deshalb haben wir gemeinsam mit finanztip und der Verbraucherzentrale Sachen einen Appell an den Sparkassenverbands-Präsidenten Helmut Schleweis gestartet, den über 17.500 Bürgerinnen und Bürger unterzeichnet haben. Wir bleiben auch in Zukunft an dem Thema dran.

Dispozins: Zehn Prozent sind viel zu viel

Auch sonst bekleckern sich Banken nicht gerade mit Ruhm im Umgang mit Zinsen, wie hohe Dispozinsen zeigen. Durchschnittlich fast zehn Prozent nahmen die Banken mitten in der Corona-Krise, wenn Kund*innen ihr Girokonto überzogen. Das zeigt die von uns in Auftrag gegebene Auswertung von über 3.400 Kontomodellen. Damit tragen die Banken zur Überschuldung bei anstatt ihren Teil zur Lösung in Krisenzeiten beizusteuern.

Inkasso: Schluss mit überzogenen Kosten

Auch überteuertes und unseriöses Inkasso ist für viele Menschen ein massives Ärgernis. Fast sechs Millionen Menschen erhielten schon Inkassobriefe: Eine liegengelassene Rechnung oder ein Zahlendreher passieren schnell. Es bleibt dann aber nicht bei dem offenen Betrag, sondern die Adressierten müssen zusätzlich oft horrende Gebühren an das Inkasso-Unternehmen entrichten. Am Beispiel der Otto Gruppe und seiner Inkasso-Tochter EOS zeigten wir im Jahr 2020, dass selbst renommierte Unternehmen mit fragwürdigen Inkasso-Praktiken arbeiten. Damit muss Schluss sein! 

Erfahren Sie hier, warum auch das neueste Inkassogesetz die Probleme nicht beseitigt.

Wem nutzt das Sparen mit Versicherungen?

Teils dienen kapitalbildende Versicherungen dem Versicherer eher als dem Versicherten. Kritisch wird es häufig beispielsweise bei Indexpolicen in der Altersvorsorge, bei denen die Überschüsse in Indexoptionen am Aktienmarkt investiert werden. Das Versprechen: Kund*innen profitieren von den boomenden Börsen und können so privat für den Ruhestand vorsorgen. Tatsächlich entpuppen sich die Verträge aber häufig als wenig ertragreich, fest vereinbart sind nur die Gebühren für die Versicherer. Faire Altersvorsorge geht anders! 

Lesen Sie hier mehr über den Einfluss der Versicherungslobby

Finanzwende unterstützen

Die Riester-Rente muss weg!

Staatlich bezuschusste Rentenmodelle schneiden allerdings nicht besser ab. Das Negativbeispiel schlechthin: die insgesamt 16,2 Millionen Riester-Verträge, die die Deutschen bislang abgeschlossen haben. Laut einer Finanzwende-Auswertung fließt bei Riester-Versicherungen durchschnittlich nahezu jeder vierte eingezahlte Euro in die Kosten. Ein Viertel des Ersparten ist nur für die Anbieter*innen! 

Die hohen Kosten sind beim Riestern allerdings nicht das einzige Manko. Zum Teil werden der Kundschaft auch ursprünglich vereinbarte Renten noch nachträglich gekürzt. Wir halten das nicht nur für unfair, sondern auch für unwirksam. Finanzwende unterstützt deshalb die Klage eines Verbrauchers gegen eine große Versicherungsgesellschaft, die Signalwirkung für tausende Riester-Sparende haben könnte. Das alles zeigt: Statt weiter an der unreformierbaren Riester-Rente festzuhalten, muss ein echter Systemwechsel her. Wir fordern ein kostengünstiges und staatlich organisiertes Vorsorgeprodukt für alle, das sich an dem schwedischen Vorsorgefonds orientiert.

Hier erfahren Sie alles zum Thema Riester-Rente.

No Libra – keine Risiken durch eine private digitale Weltwährung

Weltweit hat rund jeder dritte Mensch ein Social Media-Konto bei Meta Platforms, ehemals Facebook. Das Unternehmen ist damit einer der größten Datensammler überhaupt. Neben Bewegungsdaten, Nachrichten und Konsumverhalten wollte Meta durch die Einführung seiner eigenen Währung Libra (später in Diem umbenannt) auch noch sensible Zahlungsinformationen seiner Nutzenden gewinnen. So eine private digitale Weltwährung würde nicht nur eine Gefahr für den Datenschutz darstellen, sondern birgt auch noch enorme finanzielle Risiken – für die Sicherheit des Geldes der Nutzenden und die Stabilität unserer Wirtschaft allgemein. Zusammen mit WeMove.eu und FinanceWatch haben wir über 83.000 Unterschriften gegen die Einführung von Libra gesammelt. Mittlerweile hat Meta die Pläne für Libra und Diem verworfen. Das zeigt: Ziviler Widerstand wirkt! Jetzt gilt es wachsam zu bleiben. 

Hier können Sie nachlesen, was Facebooks Währungspläne so gefährlich macht.