„Tausend Krisen später”: Protestaktion in Frankfurt und Forderungspapier

14.09.2023

Sehr geehrte Damen und Herren,

15 Jahre nach der Insolvenz der US-Großbank Lehman Brothers sind die Finanzmärkte nach Ansicht der Bürgerbewegung Finanzwende für mehr Krisen verantwortlich als je zuvor. „Was wir heute erleben, ist nicht mehr die eine große Krise”, sagte Finanzwende-Vorstand Gerhard Schick am Donnerstag in Frankfurt am Main. „Stattdessen gibt es tausend Krisen, die tief in den Alltag der Menschen hineinreichen.” Anlässlich des Jahrestags der Lehman-Pleite, der den Höhepunkt der weltweiten Finanzkrise 2007/2008 markiert, kämpft Finanzwende mit einer Aktion und einem neuen Forderungspapier für eine grundlegende Reform der Finanzmärkte.

Finanzwende erinnerte mit einem vier Meter breiten und gut drei Meter hohen Geldberg auf dem Frankfurter Goetheplatz an den hohen Preis der Finanzkrise 2007/2008 – und den Preis zahlreicher weiterer Krisen, die seitdem folgten und bis heute anhalten. Schätzungen zufolge lagen die Kosten für Steuerzahler*innen allein für Bankenrettungen und Stabilisierungsmaßnahmen nach der Lehman-Pleite bei über 70 Milliarden Euro.

„Wir brauchen eine Bankenregulierung, die den Namen auch verdient”, sagte Schick. Trotz zahlreicher Versprechen von mehreren Finanzministern sei es der Finanzlobby seit 2008 gelungen, viele strengere Regeln entweder zu verwässern oder ganz zu verhindern. Von Stabilität oder Krisenfestigkeit könne daher heute keine Rede sein. „Wir haben erst im März bei den Turbulenzen rund um die Credit Suisse wieder gesehen, wie wackelig die Märkte sind – und wie unzureichend die Instrumente, um Krisen zu bekämpfen.”

Finanzwende warnt, dass die Finanzmärkte 2023 sogar noch mächtiger seien als vor 15 Jahren. „2008 gab es große gesellschaftliche Einigkeit darüber, dass unsere Demokratie eine neuerliche Finanzkrise dieser Art nicht überleben würde und die Finanzmärkte deswegen wieder vernünftigen Regeln unterworfen werden müssen”, sagte Schick. Doch stattdessen greife die kurzfristige Rendite-Logik der Finanzmärkte immer weiter um sich. Als Beispiele nannte Schick den Einstieg von Private-Equity-Firmen in Wirtschaftsbereiche wie Pflege, Gesundheit und Wohnen – oft zum Leidwesen von Mieter*innen, Patient*innen und Pflegebedürftigen.

„Die Finanzkrisen 2023 sind vielfältig: das Pflegeheim, das nach dem Einstieg eines Investors mehr Geld ausschüttet als es verdient und Pflegekräfte nicht anständig bezahlt, oder die Familie, die ihre Miete nicht mehr bezahlen kann”, sagte Schick. Solche Krisen gebe es heute hundert- und tausendfach. Schuld daran sei ein Finanzsektor, der darauf ausgerichtet sei, von Menschen und Unternehmen generierten Wohlstand aus der Realwirtschaft abzuschöpfen.

Finanzwende fordert daher grundlegende Reformen der Finanzmärkte um ihren fatalen Einfluss zurückzudrängen. In ihrem neuen Forderungspapier „Tausend Krisen später” nennt die Bürgerbewegung konkrete Maßnahmen, um Geschäftsmodelle wie Private Equity aus Alltagsbereichen zurückzudrängen und Finanzmärkte effektiv zu regulieren. Dazu gehören etwa ein Verbot von Schuldenübertragungen auf gekaufte Unternehmen, die Einführung einer Finanztransaktionssteuer und ein Stop sogenannter Share Deals auf dem Immobilienmarkt.

Alle Informationen und Bilder zu der Protestaktion in Frankfurt sowie das Forderungspapier finden Sie hier: www.finanzwende.de/1000krisen

Über Finanzwende

Finanzwende ist ein überparteilicher Verein mit mehr als 8.000 Mitgliedern. Die unabhängige Interessenvertretung von und für Bürgerinnen und Bürger wurde im Jahr 2018 anlässlich des zehnten Jahrestages der Lehman Brothers-Pleite gegründet – und feiert deshalb in diesen Tagen ihren fünften Geburtstag. Als Gegengewicht zur Finanzlobby drängt sie auf stabilere, faire und nachhaltige Finanzmärkte. Durch Kampagnen und kritische Recherchen kämpft sie für ein gemeinsames Ziel: die Finanzwende – damit die Finanzwirtschaft den Menschen dient. https://www.finanzwende.de/ueber-uns/wer-wir-sind/