Standpunkt: Private-Equity-Firmen aus der Bundesliga raushalten

13.04.2023
Jorim Gerrard

Jorim Gerrard arbeitet bei Finanzwende zu Themen im Bereich Finanzsystem & Realwirtschaft. Er hat in Berlin und Paris Volkswirtschaft mit Schwerpunkt Makroökonomie und Finanzpolitik studiert. Danach hat er beim Netzwerk Plurale Ökonomik und im Bundestag zu finanzpolitischen Themen gearbeitet.

Die Deutsche Fußball Liga sollte ihre Medienrechte nicht an Finanzinvestor*innen verkaufen.

Die Deutsche Fußball Liga (DFL) will die Bundesliga für internationale Investor*innen öffnen. Der Plan ist, sämtliche Medienrechte zu bündeln und diese für eine Beteiligung von internationalen Private-Equity-Investor*innen zu öffnen. Interessent*innen stehen bereits Schlange. Bald steht eine Entscheidung an, doch in der Fanszene regt sich Widerstand – und das mit Recht. Finanzwende fordert die Vereine auf, die Beteiligung von Private-Equity-Firmen zu stoppen.

Der DFL-Plan ist eine Milliarden-Versuchung für die Vereine. Aber ist die Idee wirklich so attraktiv, wie sie sich anhört? Private-Equity-Investor*innen geben Geld nicht ohne Gegenleistung. Wenn ihnen die Tür erst einmal offen steht, wird es für die Liga schwer, diese wieder zu schließen. Und: Diese Investor*innen werden die Liga verändern, zwangsläufig. 

Private-Equity-Investor*innen geben Geld nicht ohne Gegenleistung. Wenn ihnen die Tür erst einmal offen steht, wird es für die Liga schwer, diese wieder zu schließen.

Das Grundproblem ist: Private-Equity-Firmen geht es nicht um den Sport und die dazugehörige Kultur. In der Regel erwarten sie 20 Prozent Rendite – also Wachstum, um jeden Preis. In anderen Ländern wie Spanien hat das scheinbar schon konkrete Auswirkungen, zum Beispiel beim Schwerpunkt der Vermarktung. Auch kann man dort beobachten, wie sich extreme Gewinnmaximierung auf die Anstoßzeiten auswirkt.

Der Spitzenfußball hat in den letzten Jahren eine neue Generation an Finanzinvestor*innen angezogen. Die neue Private-Equity-Generation sieht in den Ligen und Vereinen vor allem nicht realisiertes Rendite-Potenzial. In England und anderen Ligen haben mehrere milliardenschwere Übernahmen teils fatale Folgen für die Fans gebracht. Manchester United etwa ist eine Warnung für alle Fußballfans, wie dieses Video von Finanzwende Recherche zeigt. 

Die neue Private-Equity-Generation sieht in den Ligen und Vereinen vor allem nicht realisiertes Rendite-Potenzial.

Klar gibt es auch in Deutschland schon viel Kommerz im Fußball. Doch mit der Beteiligung von Private Equity droht eine neue Dimension. Die DFL argumentiert, dass die Beteiligung klein ist. Nach Medienberichten ist die Idee, eine Beteiligung von 15 Prozent für bis zu 30 Jahre zu bewilligen. Das wären 2,5 bis 3 Milliarden Euro – also nicht gerade wenig Geld. Die Erfahrung aus anderen Ländern zeigt außerdem: Wehret den Anfängen. Wenn man Private-Equity-Investor*innen an Bord hat, werden noch mehr Entscheidungen als bisher zwangsläufig auf die Maximierung finanzieller Gewinne zielen.

Schaut man über den Fußball hinaus, in Lebensbereiche wie die Pflege, das Gesundheitswesen oder den Markt für Wohnimmobilien, werden die Argumente gegen Private-Equity-Investor*innen noch offensichtlicher. Die Vereine, die bald entscheiden müssen, ob sie die DFL-Pläne unterstützen oder stoppen, täten gut daran, hier über den Tellerrand zu blicken. Besser wäre es, die Erfahrungen anderer Lebensbereiche als Warnung zu nehmen, statt sich von einem kurzfristigen Geldregen in Versuchung führen zu lassen. Finanzwende fordert: Keine Finanzinvestor*innen in der DFL!