Standpunkt: Private-Equity-Firmen werden Einfluss einfordern und Fußball schaden

16.11.2023
Daniel Mittler

Daniel Mittler ist seit April 2021 Geschäftsführer der Bürgerbewegung Finanzwende e.V. Zuvor war er elf Jahre lang der Politische Direktor von Greenpeace International.

Die Deutsche Fußball Liga sollte Medienrechte weiter nicht an Finanzinvestor*innen verkaufen.

Die Deutsche Fußball Liga (DFL) will die Bundesliga schon wieder für internationale Investor*innen öffnen. Finanzwende sagt auch zu den neuen Plänen: Nein. Es war gut, dass im Frühjahr der Einstieg von Finanzinvestor*innen gestoppt wurde.

Diesmal redet die DFL von „Partnern“ statt „Investoren“. Das ist Augenwischerei: Der Plan ist wie im Frühjahr 2023, Medienrechte zu bündeln und diese für eine Beteiligung von internationalen Private-Equity-Investor*innen zu öffnen. Riesige Private-Equity-Firmen wie Blackstone oder CVC sind wohl weiter an einem solchen Bundesliga-Deal interessiert. Diesmal sollen 6 bis 9 Prozent der Anteile an einer Tochterfirma an Private Equity gehen – für 800 Millionen bis 1 Milliarde Euro. Das Geld soll diesmal ausschließlich an die DFL gehen. Die Clubs würden also kein Geld fürs Tagesgeschäft aus dem Deal erhalten. Am 11. Dezember 2023 entscheidet sich, ob die DFL konkrete Verhandlungen mit Finanzinvestor*innen führen soll. 

Das ist Augenwischerei: Der Plan ist wie im Frühjahr 2023, Medienrechte zu bündeln und diese für eine Beteiligung von internationalen Private-Equity-Investor*innen zu öffnen.

Die organisierte Fanszene kann froh sein, dass ihr Widerstand im Frühjahr dazu geführt hat, dass die unfaire Verteilung der Gelder unter den Clubs diesmal nicht zur Debatte steht. Gleichzeitig haben sie auch Recht damit, dass sie sich weiter in den Stadien gegen einen Deal mit Finanzinvestor*innen engagieren. Auch Finanzwende fordert die Vereine weiter auf, die Beteiligung von Private-Equity-Firmen zu stoppen.

Denn: Private-Equity-Firmen investieren nicht ohne Gegenleistung. Wenn ihnen die Tür erst einmal offensteht, wird es für die Liga schwer, diese wieder zu schließen. Jetzt geht es um 6 bis 9 Prozent – aber was passiert zur nächsten Pandemie, wenn die Kassen (noch) leer(er) sind? Werden es dann doch plötzlich 15, 20 oder mehr? 

Sicher ist: Wenn Private-Equity-Investor*innen die Tür geöffnet wird, werden sie die Liga zwangsläufig verändern. Denn Private-Equity-Firmen geht es nicht um den Sport und die dazugehörige Kultur. In der Regel erwarten sie 15 bis 20 Prozent Rendite – also Wachstum um jeden Preis. Private-Equity-Investor*innen sehen in den Ligen und Vereinen vor allem nicht realisiertes Rendite-Potenzial. 

Sicher ist: Wenn Private-Equity-Investor*innen die Tür geöffnet wird, werden sie die Liga zwangsläufig verändern.

Die DFL beschwichtigt, dass die Beteiligung klein ist. Aber die Erfahrung aus anderen Ländern zeigt: Wenn man eine Private-Equity-Firma an Bord hat, werden noch mehr Entscheidungen als bisher auf die Maximierung finanzieller Gewinne zielen. In England und anderen Ligen haben mehrere milliardenschwere Übernahmen teils fatale Folgen für die Fans gebracht. Manchester United ist eine Warnung für alle Fußballfans, wie dieses Video von Finanzwende Recherche zeigt. Finanzwende sagt deshalb: Wehret den Anfängen.

Finanzialisierung gefährdet nicht nur die Fußballkultur. Schaut man in andere Lebensbereiche wie die Pflege, das Gesundheitswesen oder den Markt für Wohnimmobilien, finden sich zahlreiche Argumente gegen Private-Equity-Investor*innen. Die Vereine, die im Dezember entscheiden müssen, ob sie die DFL-Pläne unterstützen oder stoppen, täten gut daran, die Erfahrungen anderer Lebensbereiche als Warnung zu nehmen. Wer das tut, kann nur klar sagen: Keine Finanzinvestor*innen in der DFL! Ein für alle Mal.