Standpunkt: Schufa – die „helfende Hand“ greift zu

Teambild Michael Verbraucherschutz
05.04.2024
Michael Möller

Michael Möller arbeitet bei Finanzwende an Themen rund um den Verbraucherschutz mit einem besonderen Fokus auf Geldanlagen und Kredite. Er studierte Philosophie, Volkswirtschaftslehre und Politische Theorie und war als Politikberater mit finanzpolitischem Fokus in Berlin tätig.

Die Schufa nutzt in Zeiten der Wohnungsnot ihre Marktmacht, um künftigen Mieter*innen immer wieder beherzt in den Geldbeutel zu greifen. Ein Unding!

Wer eine Mietwohnung sucht, kommt an der Schufa kaum vorbei. Etliche Portale für Wohnungen oder WGs dienen mittlerweile als Vertriebsplattform der Auskunftei, teilweise auch Banken. Verkauft wird ein Schriftstück, das die finanzielle Zuverlässigkeit gegenüber künftigen Vermieter*innen belegt. Kostenpunkt: knapp 30 Euro.

Die Schufa hat eine ungeheure Marktmacht, wenn es um derlei Vermieter-Auskünfte geht. Mietinteressent*innen hätten mit dem Schufa-Beleg „die Nase vorn“ wenn es „schnell gehen muss“ bei der Wohnungssuche, schreibt das Portal Immowelt. Übersetzt auf den Mietmarkt in Ballungsräumen heißt das: Wer überhaupt eine Chance auf eine Mietwohnung haben will, muss erstmal blechen. Frei nach dem Motto: Friss oder stirb.

Übersetzt auf den Mietmarkt in Ballungsräumen heißt das: Wer überhaupt eine Chance auf eine Mietwohnung haben will, muss erstmal blechen.

Das Geschäftsmodell ist lukrativ. Für viele Wohnungssuchende dürfte es oftmals nicht bei 30 Euro bleiben. Nach zwei Monaten ist das digitale Dokument nämlich nicht mehr gültig, sondern muss neu gekauft werden. Wer eineinhalb Jahre eine Wohnung sucht – auf angespannten Mietmärkten wie Berlin oder Hamburg keine Seltenheit – muss wohl oder übel knapp 270 Euro zahlen.

Manche mögen einwenden, das gehe schon in Ordnung. Schließlich muss die Schufa-Auskunft aktuell sein, damit sie Vermieter*innen nutzt. Und das stimmt auch. Bloß rechtfertigt das noch lange nicht, dass die Schufa für ein PDF zum Download jedes Mal wieder die Hand aufmacht und den vollen Preis fordert.

Die Umsatz- und Gewinnentwicklung der Schufa kennt jedenfalls nur eine Richtung: nach oben. Ihr Gewinn hat sich in den letzten zehn Jahren mehr als verdreifacht. Klar, Versandhäuser und Banken machen heute mehr digitales Geschäft – und holen dabei in der Regel Schufa-Auskünfte über ihre Kund*innen ein.

Besonders stark gestiegen ist allerdings das Geschäft der Schufa mit den Privatkund*innen. Dort hat sich der Umsatz in den letzten zehn Jahren sogar fast verfünffacht.

Besonders stark gestiegen ist allerdings das Geschäft der Schufa mit den Privatkund*innen. Dort hat sich der Umsatz in den letzten zehn Jahren sogar fast verfünffacht, auf satte 82 Millionen Euro. In Zeiten der Wohnungsnot und langwierigen Wohnungssuchen dürfte das Unternehmen im Vermieter-Zertifikat eine Geldquelle gefunden haben, die immer kräftiger sprudelt.

Angesichts solcher Summen wirkt es schon fast satirisch, dass sich die Schufa auf dem Weg zur „helfenden Hand“ für Verbraucher*innen sieht. In Wirklichkeit hat die Auskunftei verstanden, wie sie die Wohnungsnot der Menschen in Profit ummünzt. Indem sie ihre helfende Hand immer wieder in unseren Geldbeutel steckt. Ein Unding!