Mangelnde Strafverfolgung der CumEx-Beschuldigten in NRW Ministerpräsident Armin Laschet muss dafür sorgen, dass die Steuerdieb*innen nicht davonkommen 10.01.2022 Da die CumEx-Aufklärer*innen in NRW lange Zeit dramatisch unterbesetzt waren, startete Finanzwende eine Petition. Wir forderten den damaligen NRW-Ministerpräsident Armin Laschet auf, das Personal ausreichend aufzustocken. Über 64.000 Menschen haben unseren Aufruf unterzeichnet. Auch dank unseres Drucks gibt es nun mehr Personal bei der Staatsanwaltschaft, der Steuerfahndung sowie deutlich mehr LKA-Beamt*innen für die Verfolgung der CumEx-Täter*innen. Dies zeigt: Finanzwende wirkt! Jetzt geht es darum, dass die versprochenen neuen Stellen schnellstmöglich kompetent besetzt werden. Vor unserer Petition arbeiteten 50 Ermittelnde in Köln an CumEx-Fällen mit rund 900 Beschuldigten. Inzwischen wurde angekündigt, die Zahl auf 133 zu erhöhen, 27 weitere Stellen bei Gerichten zu besetzen und ressortübergreifende Ermittlungskommissionen einzurichten. „Deutschland tut zu wenig gegen die Steuerdiebe“ – ganz Deutschland? Nein, eine tapfere Gruppe um Staatsanwältin Anne Brorhilker kämpft seit 2013 gegen die CumEx-Kriminellen, die uns allen über zehn Milliarden Euro Steuergeld geraubt haben. Staatsanwaltschaft vs. CumEx-Beschuldigte: Ein ungleicher Kampf Zum Start unserer Kampagne standen in NRW 15 Staatsanwält*innen, fünf LKA-Beamt*innen und rund 30 Steuerfahnder*innen rund 900 Beschuldigten und ihren Anwält*innen gegenüber – ein ungleiches Kräfteverhältnis, bei dem klar ist, wie das ausgeht: Die Verfahren würden ewig dauern. Im September 2020 forderte Finanzwende deshalb den damaligen NRW-Ministerpräsident Armin Laschet dazu auf, das Personal ausreichend aufzustocken. Über 64.000 Menschen haben unseren Aufruf unterzeichnet. Finanzwende kämpft für Aufklärung bei CumEx und CumCum! Jetzt Newsletter abonnieren und auf dem Laufenden bleiben: E-Mail* Unsere Datenschutzerklärung finden Sie hier. Anmelden Und tatsächlich: Unser Druck zeigte Wirkung. Am 11. Januar 2021 kündigte NRW-Innenminister Herbert Reul an, es werden „bis zu“ 40 weitere Kripo-Beamt*innen für die CumEx-Ermittlungen zur Verfügung gestellt. Mitte November 2021 berichtete der NRW-Finanzminister Lutz Lienenkämper, inzwischen seien 57 Beschäftigte der Finanzverwaltung und 55 Polizeibeamt*innen für die CumEx-Ermittlungen eingesetzt. Mittlerweile ermitteln zusammen mit den 21 Staatsanwält*innen also insgesamt 133 Ermittelnde gegen inzwischen über 1.330 Beschuldigte. Ein längst überfälliger Schritt. Aber auch die Zahl der Fallkomplexe ist auf 105 gewachsen. Ende März 2021 bestätigt uns NRW-Justizminister Peter Biesenbach, weitere Aufstockungen seien geplant. Darunter acht weitere für die Staatsanwaltschaft, 25 für die Finanzverwaltung und 27 Stellen für die zuständigen Gerichte, darunter neun Richter*innen. Zusätzlich sei geplant ressortübergreifende Ermittlungskommissionen einzurichten. Damit wurden die Kernforderungen von Finanzwende aufgegriffen. Deshalb übersandten wir die Unterschriften an Herrn Laschet, verbunden mit der klaren Mahnung, dass wir zusammen mit unseren Unterstützer*innen genau darauf achten werden, dass die Stellen schnell und kompetent besetzt werden und es wirkliche Ermittlungsfortschritte gibt. Denn während bestimmte Verjährungsfristen kürzlich um fünf Jahre verlängert wurden, verkünden immer mehr Beschuldigte, nicht an Verfahren teilnehmen zu können: Sie seien zu alt und krank. Auch Zeugenaussagen verlieren über die Jahre an Wert. Darüber hinaus müssen lange Verfahrensdauern strafmildernd berücksichtigt werden. Und fünf Jahre sind bei dieser komplexen Materie und der hohen Anzahl von Fällen sehr schnell vergangen. Es ist also längst nicht an der Zeit, dass wir uns bei CumEx gemütlich zurücklehnen können, auch wenn manches geschehen ist. Das Personal muss also schnell mit qualifizierten Leuten aufgestockt werden. Das Ziel ist weiterhin, dass alle CumEx-Täter*innen ihre gerechte Strafe erhalten. Nur so kann weiterer Schaden für unseren Rechtsstaat vermieden werden. Personelle Unterbesetzung auch aus ökonomischer Sicht unsinnig Angesichts der zuletzt wenigen Ermittlenden überrascht es dabei nicht, dass von den geschätzten 10 Milliarden Euro, die ursprünglich mit CumEx-Geschäften ergaunert wurden, bisher erst etwas mehr als 1,4 Milliarden Euro zurückgeholt wurden. Über die Rückholung der weiteren Milliarden aus CumCum-Geschäften sprechen wir noch gar nicht. Die bisherige Unterausstattung bei der Strafverfolgung ist also auch aus ökonomischer Sicht unsinnig. Wir bleiben dran Bis heute sind keine Beschudigten rechtskräftig zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden. Dabei verstehen solche Kriminellen nur diese Sprache. Lediglich zwei Beschuldigte wurden nach sieben Jahren Ermittlungen überhaupt verurteilt – zu Bewährungsstrafen, weil sie mit der Staatsanwaltschaft kooperiert und wertvolle Informationen geliefert hatten, die für weitere Verfahren genutzt werden können. Doch die lassen aufgrund der bisherigen Unterausstattung der nordrhein-westfälischen Strafverfolgungsbehörden weitgehend auf sich warten. Es ist schon viel Zeit verloren gegangen. Deshalb müssen die Ermittlungen nun endlich entschieden vorangetrieben werden. Gut, dass dafür nun dank unseres Drucks mehr Personal zur Verfügung steht. Das Thema bleibt aber brisant und wichtig. Deshalb haben wir Ende April 2021 die über 64.000 Unterschriften an Armin Laschet geschickt. Sie sollen als Ansporn und Mahnung zugleich gelten. Denn während wir uns über die Ankündigungen freuen, verfolgen wir und unsere Unterstützer*innen deren Umsetzung kritisch weiter.