Interview mit Finanzwende-Fellow Fabio De Masi 16.12.2021 Fabio De Masi Fabio De Masi war in der 19. Wahlperiode Bundestagsabgeordneter für Hamburg der Fraktion DIE LINKE. Er war deren stellvertretender Vorsitzender und finanzpolitischer Sprecher. Zuvor gehörte er seit 2014 dem Europäischen Parlament an und wirkte dort im Ausschuss für Wirtschaft und Währung sowie in Sonderausschüssen zu den Luxemburg Leaks und als stellvertretender Vorsitzender des Panama Papers Untersuchungsausschusses. Im Wirecard-Untersuchungsausschuss im Deutschen Bundestag war Fabio De Masi an der Aufklärung eines der größten Finanzskandale in Deutschland beteiligt. Als emsiger „Finanzdetektiv“ machte er sich über Parteigrenzen hinweg einen Namen. Seit Ende 2021 ist er Fellow der Bürgerbewegung Finanzwende. 1 | Warum engagieren Sie sich nach Ihrem Abschied aus dem Bundestag nun bei Finanzwende? Ich möchte mich weiter für das Allgemeinwohl engagieren. Die Macht der Finanzmärkte bedroht die Demokratie und eine Politik, die etwa die Ungleichheit oder den Klimawandel bekämpft. Politikerinnen und Politiker, die ihr Telefonbuch vergolden, gibt es schon genug. Und bei Finanzwende kann ich mich mit klugen Köpfen jenseits der Parteipolitik engagieren. 2 | Welcher Themenbereich am Finanzmarkt liegt Ihnen besonders am Herzen? Ich möchte mich stärker mit der Zukunft der Finanzmärkte durch Datentechnologie befassen. Wenn wir alle mit dem iPhone an der Supermarktkasse bezahlen oder Facebook mit Milliarden Nutzerinnen und Nutzern zur Schattenbank wird, birgt das enorme Gefahren. Die Deutsche Bank ist dagegen ein Kindergeburtstag. 3 | Was ist Ihr Spezialgebiet? Viele Menschen verbinden mich mit Themen wie Finanzkriminalität, Geldwäsche und Steuertricks – etwa den CumEx-Betrug mit Aktien. Ich interessiere mich aber auch für Themen wie die Zukunft der Geldpolitik im digitalen Zeitalter. 4 | Zum Schluss noch ein kurzer Blick in die Zukunft: Wie sieht der Finanzmarkt nach einer erfolgreichen Finanzwende aus? Ich streite für einen Finanzmarkt, der Investitionen finanziert und uns befähigt, Pandemien, Ungleichheit oder Klimawandel zu bekämpfen. Dies erfordert eine demokratische Öffentlichkeit, der es nicht schwindelig wird, weil sich das Finanz-Karussell dreht, sondern die dem Finanzmarkt auch mal ins Getriebe greift. Die kurzfristige Renditeorientierung mächtiger Player muss dafür durch kluge und zuweilen auch harte Regulierung zurückgedrängt werden, um langfristige Investitionen und Schlüsseltechnologien zu finanzieren.