Standpunkt: Es geht – Bürgerinnen und Bürger bremsen Finanzinvestoren aus.

07.03.2024
Dr. Gerhard Schick

Gerhard Schick ist promovierter Volkswirt und Vorstand der Bürgerbewegung Finanzwende. Für die Arbeit im Verein legte er sein Bundestagsmandat nieder.

Finanzinvestoren haben sich in vielen gesellschaftlichen Bereichen ausgebreitet, hohe Gewinne realisiert und massive Veränderungen durchgesetzt. Die Zivilgesellschaft kann das verhindern, wie die Fan-Proteste im Fußball gezeigt haben.

In den letzten Jahren haben sich Finanzinvestoren in vielen gesellschaftlichen Bereichen ausgebreitet, hohe Gewinne realisiert und massive Veränderungen durchgesetzt, ohne dass es zu größeren Auseinandersetzungen gekommen wäre. Finanzinvestoren haben sich reihenweise in Pflegeheime eingekauft und das für diese Unternehmen übliche Instrumentarium angewendet, um in wenigen Jahren hohe Gewinne einzustreichen. Gleichzeitig verschlechterte sich die Situation für Pflegekräfte und Bewohner*innen wie auch die Pflegeheime selbst. Zahlreiche Arztpraxen wechselten, für die Patient*innen in der Regel nicht erkennbar, ihren Eigentümer und damit auch ihre Ausrichtung: Rendite-Logik statt Patientenwohl steht nun im Vordergrund. Diese Veränderung ist in Deutschland erst spät wahrgenommen und meist hingenommen worden. Nach dem Heuschrecken-Vergleich von Franz Müntefering Anfang der 2000er Jahre war die Diskussion zur Rolle von Private Equity-Unternehmen in Deutschland schnell verstummt, während gleichzeitig die Rolle dieser Finanzinvestoren in unserer Wirtschaft massiv zunahm.

Diese Veränderung ist in Deutschland erst spät wahrgenommen und meist hingenommen worden.

Einzig die Situation auf dem Wohnungsmarkt führte zu größeren Protesten und zur Berliner Volksabstimmung „Deutsche Wohnen & Co. enteignen“. Sie fand statt vor dem Hintergrund einer drastischen Veränderung der Eigentumsstruktur im deutschen Wohnimmobilienmarkt. Kapitalmarkt-Akteure, die vor allem auf die Wertsteigerung setzen, konnten immer größere Zahlen an Wohneinheiten zusammenkaufen. Bis heute hat die erfolgreiche Volksabstimmung jedoch keine praktischen Auswirkungen gehabt.

Umso bemerkenswerter ist ein Erfolg gegen Finanzinvestoren in einem ganz anderen gesellschaftlichen Bereich, nämlich dem Fußball. Hier gab es in den letzten Monaten einen großen Konflikt: Auf der einen Seite standen Bürgerinnen und Bürger aus verschiedensten gesellschaftlichen Milieus, organisiert in Fangruppen. Auf der anderen Seite Spitzenmanager der deutschen Fußball-Liga DFL, die den Einstieg von Finanzinvestoren in die DFL in Milliardenhöhe planten. Geworben wurde damit, dass durch diese Finanzinvestition die nötigen Mittel aufgebracht würden, um die Vermarktung des deutschen Fußballs zu optimieren und mit ausländischen Ligen besser mithalten zu können. Die interessierten Finanzunternehmen sahen offenbar die Möglichkeit, mit dem deutschen Fußball hohe Gewinne zu erzielen.

Umso bemerkenswerter ist ein Erfolg gegen Finanzinvestoren in einem ganz anderen gesellschaftlichen Bereich, nämlich dem Fußball.

Die Fangruppen auf der anderen Seite, unterstützt von Finanzwende, argumentierten, dass eine weitere Kommerzialisierung des Fußballs schädlich sei. Der Einstieg eines Finanzinvestors mit hohen Renditezielen würde den deutschen Fußball noch mehr zur Geldmaschine machen, weil solche Finanzunternehmen Renditeziele von 15 bis 20 Prozent haben und sich über kurz oder lang große Mitsprache eingefordert hätten, um diese Renditeerwartungen zu erfüllen.

Das Ergebnis dieser Auseinandersetzung macht Mut: Es kann offenbar gelingen, dass Bürgerinnen und Bürger sich Finanzinvestoren erfolgreich entgegenstellen, um eine weitere Ausbreitung der kurzfristigen Renditelogik zu verhindern. Denn die Fans haben sich mit ihrem kreativen Protest in den Stadien gegen zwei milliardenschwere Finanzunternehmen – Blackstone und CVC – durchgesetzt.