Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder

Klimakiller im Portfolio von Pflichtversicherten? Höchste Zeit für Transparenz

11.11.2025
Der deutsche Wappenadler pickt in die Erdkugel. Darunter der Slogan "Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder for Future?"

Pensionskassen haben eine besondere Verantwortung: Sie verwalten nicht nur große Summen, sondern legen diese auch langfristig an – und entscheiden damit maßgeblich mit, in welche Richtung sich unsere Wirtschaft entwickelt.

Eine der bedeutendsten Akteur*innen im Markt ist dabei die Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder (VBL), die die betriebliche Altersvorsorge von mehr als fünf Millionen Angestellten des Öffentlichen Dienstes verwaltet.

Sie legt dafür rund 65 Milliarden Euro an – und bleibt dennoch bemerkenswert intransparent. Während sie von Nachhaltigkeit und Klimazielen spricht, fließt ein erheblicher Teil des Rentengeldes noch immer in Unternehmen, die mit ihrem fossilen Geschäftsmodell die Klimakrise vorantreiben.


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Intransparent und rückwärtsgewandt

Was genau mit dem Milliardenvermögen der VBL passiert, lässt sich kaum nachvollziehen, denn die Versorgungsanstalt hütet Informationen über ihre Investments wie ein Staatsgeheimnis. Ein Blick in den Geschäftsbericht der VBL verrät lediglich, dass ein großer Teil des Vermögens in Mischfonds und kleinere Anteile in Aktien-, Immobilien- und Rentenfonds fließen. Doch welche Branchen und Unternehmen sich dahinter verbergen und welche konkrete Anlagestrategie verfolgt wird, bleibt im Dunkeln.

Damit lässt sich auch nicht nachvollziehen, ob die Kapitalanlagen der VBL im Einklang mit den deutschen oder internationalen Klimazielen stehen – oder ihnen im Gegenteil direkt zuwiderlaufen. Aus einer parlamentarischen Anfrage geht jedoch hervor: Noch im Herbst 2021 waren rund 368 Millionen Euro in Kohleunternehmen investiert. Und laut der verpflichtenden Offenlegung zu Nachhaltigkeitsfaktoren entfielen im Jahr 2024 noch immer 2,17 Prozent des Investment-Portfolios auf Unternehmen der fossilen Brennstoffindustrie. 

Bei einem aktuellen Wert der relevanten Investitionen in Aktien und Unternehmensanleihen von rund 25 Milliarden Euro (Stand 2024, nach Angaben der VBL) fließen somit etwa 500 Millionen Euro weiterhin in Kohle, Öl und GasZwischen Ende 2022 und Ende 2024 sind die Treibhausgas-Emissionen des VBL-Portfolios um 67 Prozent gestiegen.

Rentengelder von öffentlich Beschäftigten finanzieren damit ausgerechnet die Geschäftsmodelle, die längst auslaufen müssten, wenn die Versicherten bei Renteneintritt noch eine lebenswerte Zukunft vorfinden wollen. Statt als Anstalt des öffentlichen Rechts dazu beizutragen, dass Deutschland seine Verpflichtung aus dem Pariser Klimaabkommen einhält, investiert die VBL also in Unternehmen, die den Klimaschutz aktiv untergraben.

Protestmail an die VBL

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Transparenz-Klage - ein Etappensieg

Eine Transparenz-Klage vor dem Verwaltungsgericht Karlsruhe, die wir gemeinsam mit FragDenStaat unterstützt haben, war größtenteils erfolgreich. Das Gericht hat entschieden: Die VBL ist grundsätzlich auskunftspflichtig über ihre Kapitalanlagen. Doch das Gericht schränkt die Auslegung der Informationspflicht in seinem Urteil gefährlich ein. Darum geht FragDenStaat in Berufung – mit unserer Unterstützung.

Die VBL darf nicht grundsätzlich die Auskunft darüber verweigern, wie sie das Geld von Millionen von Pflichtversicherten investiert. Das hat am 16. Juli 2025 das Verwaltungsgericht Karlsruhe entschieden. Bisher hatte die VBL abgelehnt, die Informationen herauszugeben.

Das Gericht gab uns im Kern Recht: Als öffentliche Einrichtung darf sie die Auskunft über den Umgang mit den ihr anvertrauten Geldern, etwa zu Fragen der Nachhaltigkeit, nicht pauschal verweigern.  Doch das Urteil hat einen Haken: Es verpflichtet die VBL nur sehr eingeschränkt zur Herausgabe von Portfolioinformationen. Die eigentliche Entscheidung über die Informationsanfrage von FragDenStaat spielt es an die VBL zurück. Im schlimmsten Fall würden durch das Urteil also nur wenige relevante Informationen über die Kapitalanlagen der VBL öffentlich. Deshalb bleiben wir dran und unterstützen die Berufung von FragDenStaat vor dem Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg.

Die Alibi-Nachhaltigkeitsstrategie der VBL

Anfang 2022 hat die VBL neue Anlagekriterien veröffentlicht. Darin erklärt sie, Nachhaltigkeit in der Kapitalanlage über vier Ansätze sicherstellen zu wollen:

  • Ausschlusskriterien (also der Verzicht auf Investitionen in bestimmte Unternehmen oder Branchen),
  • ESG-Integration (die Berücksichtigung von Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien bei Anlageentscheidungen),
  • Engagement (der aktive Dialog mit Unternehmen, um nachhaltigeres Verhalten zu fördern) und
  • Impact Investing (gezielte Investitionen in zukunftsfähige, nachhaltige Geschäftsmodelle).

Was nach einer umfassenden Strategie klingt, bleibt in der Umsetzung völlig intransparent. Welche Auswirkung die angekündigten Ansätze tatsächlich haben, ist nicht ersichtlich – und damit auch nicht, ob sich die VBL von problematischen Investitionen löst oder ihre bisherige Praxis einfach fortführt.

Bei den Ausschlusskriterien sind zwar erste Fortschritte erkennbar: So schließt die VBL inzwischen Unternehmen aus, deren Umsatz zu mehr als 25 Prozent aus Kohle stammt – ein erster Erfolg unserer Kampagne. Doch diese Schwelle ist viel zu hoch, um Investitionen in die größten Klimasünder zu verhindern: So bleibt beispielsweise RWE, einer der größten CO₂-Emittenten Europas, mit einem Kohleanteil von über 21 Prozent investierbar. Unternehmen aus der Öl- und Gasbranche sind ohnehin nicht ausgeschlossen – selbst dann nicht, wenn sie auf besonders klimaschädliche Methoden wie Fracking setzen.

Auch die Ausschlüsse aus sozialen Gesichtspunkten bleiben vage: Die VBL erklärt zwar, nicht in Unternehmen investieren zu wollen, die schwere und systematische Menschenrechtsverletzungen begehen oder gegen die Arbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) verstoßen, nicht jedoch, wie diese Kriterien konkret angewendet und überprüft werden. Tatsächlich fehlen bei über 40 Prozent der investierten Unternehmen sogar grundlegende Prozesse und Compliance-Mechanismen, um die Einhaltung der UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte (UNGC) oder die OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen sicherzustellen.

Ebenso wenig nachvollziehbar ist, wie ESG-Kriterien tatsächlich in Anlageentscheidungen einfließen oder ob durch Engagement mit Unternehmen jemals konkrete Veränderungen erreicht wurden. Auch beim Impact Investing bleibt offen, ob die laut VBL investierten 3,5 Milliarden Euro, die laut VBL in grüne, soziale und nachhaltige Anleihen geflossen sind, tatsächlich eine messbare Wirkung entfalten – oder vor allem dem grünen Image dienen.

Unterm Strich präsentiert die VBL eine Strategie, die zwar Nachhaltigkeit verspricht, aber keine ausreichenden Nachweise für deren Umsetzung liefert. Für eine Institution des öffentlichen Rechts mit Milliardenvermögen und einer Pflicht zur Sorgfalt gegenüber ihren Versicherten ist das nicht hinnehmbar.

Andere Pensionskassen nehmen die Klimakrise längst ernst

Dass es auch anders geht, zeigt zum Beispiel der norwegische Pensionsfonds. Der Fonds macht auf seiner Website sämtliche Investments auf Wertpapierebene öffentlich. Das Parlament in Oslo hat im Juni 2019 außerdem beschlossen, im Fonds befindliche Gelder in Milliardenhöhe aus Öl- und Kohleunternehmen abzuziehen und gleichzeitig 18 Milliarden Euro in erneuerbare Energien zu investieren.

Auch der größte Pensionsfonds der Niederlande, ABP, hat 2024 seine liquiden Anlagen in fossile Brennstoffe verkauft. Der dänische Pensionsfonds AkademikerPension hat ebenfalls seit 2019 alle fossilen Investments abgestoßen. Auch das Land Berlin schließt bei der Anlage von öffentlichen Pensionsgeldern Unternehmen aus, deren Geschäftsmodell den Kampf gegen die Klimakrise untergräbt.

Forderungen von Finanzwende

Die ökologische Finanzwende und ihre Hebelwirkung über alle Sektoren hinweg hat eine Schlüsselrolle im Kampf gegen den Klimawandel und für nachhaltiges Wirtschaften. Die VBL ist eine Anstalt des öffentlichen Rechts und steht unter der Aufsicht des Bundesfinanzministeriums – sie sollte eigentlich eine Vorbildfunktion erfüllen. Umso gravierender ist es, dass ihre Investmentstrategie den Zielen des Pariser Klimaabkommens, zu denen sich die Bundesregierung ausdrücklich bekennt, so offensichtlich zuwiderläuft.

Wir fordern von der VBL, ihre Kapitalanlagen endlich transparent zu machen und mit den von der Bundesregierung unterzeichneten Pariser Klimazielen sowie den allgemeinen Menschenrechten in Einklang zu bringen.

Konkret bedeutet das:

  • Transparenz auf Wertpapierebene: Versicherte müssen für das jeweils vergangene Jahr nachvollziehen können, wie die VBL ihr Geld anlegt – und zwar bis auf die Ebene einzelner Wertpapiere.
  • Kein Geld für fossile Konzerne: Das Geld für die Rentenvorsorge darf nicht in der fossilen Brennstoffindustrie investiert sein. Zur Einhaltung des Pariser Klimaabkommens hat die EU die sogenannten Paris-Aligned Benchmarks (PAB) eingeführt, die klare Kriterien für unternehmensspezifische Ausschlüsse im Bereich der fossilen Industrie vorgeben. Diese müssen zum Mindeststandard werden. Die VBL muss außerdem Atomkraft aus dem Portfolio ausschließen.

Ein Aufruf von Mannheimer Promovierenden von Wissenschaftler*innen – durch ihre Anstellung an öffentlichen Universitäten ebenfalls über die VBL pflichtversichert – teilt unsere Forderungen. Er wird von 35 Institutionen und über 1.800 Einzelpersonen unterstützt.

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