Bremer Landesbank

Zu viel auf eine Karte gesetzt

02.12.2019
Das Schiff "Nord LB" hält sich gerade über Wasser und wird von einer Kette ,an der das Schiff "Bremer LB" ist, nach unten gezogen.,

Die Bremer Landesbank (BLB) entstand 1938 aus der Fusion der Bodencredit-Anstalt und der Hansa-Bank. Im Jahr 1983 wurde ein Staatsvertrag zwischen den Landesregierungen von Bremen und Niedersachsen geschlossen, dessen Folge die Bremer Landesbank Kreditanstalt Oldenburg war.

Bereits durch diesen Staatsvertrag wurde die Bremer Landesbank in den NORD/LB Konzern aufgenommen. Die Beteiligung der NORD/LB an der BLB erhöhte sich von 50 auf 75 Prozent; im Jahr 1997 dann sogar vorübergehend von 75 auf 92,5 Prozent. Von 2012 bis zur kompletten Übernahme im Jahr 2017 hielt die NORD/LB noch 54,83 Prozent an der Bremer Landesbank. Es gab also schon frühe Verbindungen zwischen diesen beiden Landesbanken.

Dank eines konservativen Geschäftsmodells eher unbeschadet durch die frühen Phasen der Finanzkrise

Die Bremer Landesbank war eher durch ein konservatives, regionales Geschäftsmodell aufgefallen, im Wesentlichen geprägt durch normales Kundengeschäft. Mit einer Bilanzsumme, die Ende 2015 bei etwa 30 Mrd. Euro lag, gehörte sie zu den kleineren Landesbanken (allerdings ist Bremen auch ein kleines Bundesland). Zum Geschäft gehörte insbesondere die Finanzierung von mittelständischen Unternehmen in der Region, Sozialimmobilien und erneuerbare Energien. Ein wichtiges Portfolio der hansestädtischen Landesbank waren schon früh Schiffskredite, also die Finanzierung des Baus von Container- und anderen Schiffen.

Im Gegensatz zu anderen Landesbanken überlebte die Bremer Landesbank die weltweite Finanzkrise ab 2007 gut und benötigte keine staatliche Stützung – sie galt lange als verhältnismäßig gut aufgestellt. Allerdings wandelte sich dies ab etwa 2010 deutlich. Während das Ergebnis vor Steuern 2012 noch 168 Mio. Euro betrug, war es 2015 schon auf gerade mal 5 Mio. Euro geschrumpft (Schrooten 2016, S. 454).

Ausbau des Geschäfts mit Schiffskrediten (2002-2013)

Der Grund hierfür: im Hintergrund der vordergründig guten Geschäftszahlen, baute sich ein erhebliches Problem auf: die stetig wachsende Abhängigkeit vom Schifffahrts-Portfolio. So änderte sich der Anteil der Schiffsfinanzierung am Gesamtkreditportfolio von circa sieben Prozent im Jahr 2002 auf mehr als 20 Prozent im Jahr 2013 (siehe Grafik 1). Die kleine Landesbank hatte zwischenzeitlich mehr als 1.000 Schiffe mit einem Kreditbestand von fast 9 Milliarden Euro auf ihrer Bilanz. (Bremische Bürgerschaft 2018, S. 15). Mit diesem Klumpenrisiko hatte die BLB eine enorme Abhängigkeit von der Entwicklung eines schwankunganfälligen Sektors geschaffen. Dieses Pokerspiel der Geschäftsführung geschah unter den Augen interner, aber auch externer Kontrollgremien inklusive staatlicher Aufsichtsbehörden.

Krise der Schifffahrt führt zur Krise der BLB

Diese Abhängigkeit, geschaffen wohl zur Stützung der heimischen Schiffsindustrie, sollte der Bank und in der Folge den Steuerzahler*innen teuer zu stehen kommen. Denn der globale Einbruch der Container-Schifffahrt im Zuge der Weltwirtschaftskrise und bestehenden Überkapazitäten führte zu einem Niedergang der Branche. So verdiente man im Boom-Jahr 2008 mit einem mittelgroßen Frachter noch ca. 30.000 Dollar Tagesmiete, im Jahr 2016 lag der Satz weit unter 10.000 Dollar (TAZ 2016).

Die Fraktionen SPD und Bündnis 90/die Grünen kamen im staatlichen Untersuchungsausschusses zur Veräußerung der bremischen Anteile an der Bremer Landesbank später zu folgendem Urteil über die Fehler der Bremer Landesbank: „[…] Der Kardinalfehler lag bei der Risikobeurteilung in der Unterschätzung der Gefahr einer länger anhaltenden und tiefergehenden Krise des Schifffahrtsmarktes. [Diese wiederum entstand aus] der falschen Annahme, dass die Nachfrage nach Transportkapazität und damit nach Schiffen im Wesentlichen durch das Wachstum von Wirtschaft und Handel bestimmt werde. Tatsächlich wurde die boomende Nachfrage nach Schiffen im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends aber vor allem durch die Infusion von Anlagegeldern aus Schiffsfonds gespeist, deren Volumen sich bis zur Finanzkrise auf die riesige Größenordnung von 52 Milliarden Euro aufblähte. […]“ (Bremische Bürgerschaft 2018, S. 4)

Bei der Landesbank stieg der Anteil der vorgenommenen Wertberichtigungen bei Schiffskrediten von null Prozent im Jahr 2007 auf fast acht Prozent im Jahr 2013 (siehe Grafik 2). Das Platzen der Schiffskredite-Blase führte dazu, dass im Jahr 2012 knapp 13 Prozent der entsprechenden Kredite nicht mehr bedient wurden (Bremische Bürgerschaft 2018, S. 15).

Logischerweise hatte dies angesichts der Abhängigkeit der Landesbank vom Schiffmarkt  einen starken Einbruch der Geschäftszahlen zur Folge. Doch dies ignorierend  verfolgte die Geschäftsleitung bis zuletzt einen „Kurs des Aussitzens“: „die Lage [sei] ernst, aber wir haben es bisher geschafft und im nächsten Jahr wird es besser.“ war die Marschrichtung (Bremische Bürgerschaft 2018, S. 15).

Es war die Europäische Bankenaufsicht, die letztlich die Notbremse zog: Im ersten Halbjahr 2016 wurde bekannt, dass die Europäische Zentralbank von der Bremer Landesbank Abschreibungen über 700 Millionen Euro auf Schiffskredite einforderte, was die Bank angesichts einer nicht zu üppigen Kapitalausstattung an den Rand der Existenz drängte. Die Berichtigungen waren nötig, da die Kredite trotz der Marktturbulenzen immer noch mit relativ hohen Werten in den Bilanzen standen.

Damit drohte der Bank die Abwicklung. Eine Kapitalzufuhr wurde notwendig. Doch diese konnte die Bremer Landesbank nicht aus eigener Kraft stemmen, weshalb sie sich einer Übernahme durch die NORD/LB beugen musste.

Fusion mit der NORD/LB als einziger Ausweg

Die drei Anteilseigner der Landesbank (55 Prozent NORD/LB in Hannover, 41 Prozent Land Bremen, 4 Prozent Sparkassenverband Niedersachsen) konnten sich nach einigen Diskussionen letztlich auf eine komplette Übernahme der Bremer Landesbank durch die NORD/LB einigen.

Am 1. Januar 2017 übernahm die NORD/LB die Anteile der Hansestadt Bremen und des Sparkassenverbands Niedersachsen, damit ist sie seitdem alleinige Trägerin der Bremer Landesbank mit einem Anteil von 100 Prozent am Stammkapital. Am Ende erhielt das Land Bremen trotz der miserablen Lage sogar noch 180 Millionen Euro Kaufpreis sowie einige Beteiligungen. Die Folgen der von der Landesbank mit betriebenen Schifffahrtsblase bekam dann freilich später die Käuferin NORD/LB in Form von Milliardenverlusten mit aller Macht zu spüren. Somit trägt die Bremer Landesbank einen Anteil an der heutigen Schieflage der NORD/LB

Quellen:

Bremische Bürgerschaft (2018): Feststellungen und Bewertungen des staatlichen Controllingausschusses zur Veräußerung der bremischen Anteile an der Bremer Landesbank. Landtags-Drucksache 19 / 1776, 20.08.18 19. https://www.bremische-buergerschaft.de/drs_abo/2018-08-21_Drs-19-1776_5694b.pdf

Deutscher Bundestag (2018): Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage zu Container- und Schiffsfinanzierungen der Abgeordneten Dr. Gerhard Schick, Claudia Müller, Tabea Rößner, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Drucksache 19/1788, 6.6.2018.

Schrooten, Methhild (2016): Bremer Landesbank. Teure Notlage. In: Wirtschaftsdienst Jg. 96, Heft 7, S. 454 (https://archiv.wirtschaftsdienst.eu/jahr/2016/7/bremer-landesbank-teure-notlage/).

TAZ (2016): Bremen: Moody’s senkt den Daumen. Bank mit vielen Baustellen. TAZ, 8.6.2016; taz.de/Bremen-Moodys-senkt-den-Daumen/!5308414/ abgerufen am 10.10.2019

TAZ (2016b): Krise der Bremer Landesbank. Banker mit zu viel Bodenhaftung. TAZ, 24.6.2016; https://taz.de/Krise-der-Bremer-Landesbank/!5313092/ abgerufen am 10.10.2019.

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