Sustainable Finance: Ansprüche, Hoffnungen und die Realität Neuer Bericht über die Grenzen grüner Finanzmarktregeln 05.05.2022 Sustainable Finance wird oft als Allheilmittel für den enormen Investitionsbedarf beim Umbau zu einer nachhaltigeren Wirtschaft präsentiert. Doch die grundlegenden Defizite des Finanzsystems können grünere Finanzmarktregeln nicht ausgleichen – das zeigt ein neuer Bericht unserer Tochtergesellschaft Finanzwende Recherche. Damit das Finanzsystem einen Beitrag zur nachhaltigen Transformation leisten kann, braucht es neben strengeren grünen Finanzmarktregeln vor allem die richtigen Rahmenbedingungen und einen klaren Transformationspfad aus der Politik. Für die Transformation hin zu einer klimagerechten und nachhaltigeren Wirtschaft muss enorm viel Geld investiert werden. Die EU-Kommission schätzt den Finanzierungsbedarf auf 28,4 Billionen Euro bis zum Jahr 2050. Sustainable Finance – also grüne Finanzmarktregeln – sind daher in aller Munde. Sie sollen nachhaltige Investitionen attraktiver machen und so Kapital an den Finanzmärkten umlenken. So scheinen sich das zumindest ihre Befürworter*innen wie Bundeskanzler Olaf Scholz, der Vermögensverwalter BlackRock oder die EU-Kommission vorzustellen. Finanzwende Recherche hat sich angeschaut, welche Probleme Sustainable Finance tatsächlich lösen kann und wo der Ansatz an seine Grenzen stößt. Die Grenzen von Sustainable Finance Konsequente grüne Finanzmarktregeln können teilweise dazu beitragen, Greenwashing am Finanzmarkt zu vermindern und Informationslücken zu schließen. Das würde nachhaltige Geldanlagen erleichtern. Dafür muss die EU-Kommission Nachhaltigkeit in der sogenannten Taxonomie endlich klar definieren – ohne die Klimakiller Erdgas und Atomkraft dabei als „grün“ einzustufen. Abgeschlossene Kampagne Kein Geld für Atom und Gas! Die EU-Kommission hat Investitionen in Atomkraft und Erdgas im Rahmen der EU-Taxonomie als nachhaltig eingestuft – das untergräbt die Glaubwürdigkeit nachhaltiger Finanzmärkte. Mit einem Appell wollten wir das verhindern! Mehr erfahren Außerdem brauchen Verbraucher*innen und Investor*innen dringend verlässliche Nachhaltigkeitsratings und ein strenges Gütesiegel für nachhaltige Finanzprodukte. Auch Kreditratings müssen transparenter und Nachhaltigkeitsberichte einheitlicher werden. Nur so kann Nachhaltigkeit endlich ein echter Faktor in Investitionsentscheidungen werden. Ambitioniert umgesetzt würden solche Regeln weit über bisher geplante Initiativen hinausgehen. Ein grundsätzlicher Wandel des Finanzsystems kann durch Sustainable Finance aber trotzdem nicht stattfinden. Der Bericht von Finanzwende Recherche zeigt: Selbst ideale grüne Finanzmarktregeln können nichts gegen die grundlegenden Probleme des Finanzsystems ausrichten. Und gerade die stehen der nachhaltigen Transformation im Weg. Gegen die grundlegenden Probleme des Finanzsystems können selbst ideale grüne Finanzmarktregeln nichts ausrichten.Da sind zum Einen die am Finanzmarkt vorherrschenden Finanzierungsmodelle wie Private-Equity-Fonds. Diese sind auf kurzfristige Profite und sehr hohe Renditen zugeschnitten. Mit vielen der für die Transformation benötigten langfristigen Investitionen, wie beispielsweise in die Verkehrsinfrastruktur, verträgt sich das gar nicht. Diesen grundsätzlichen Widerspruch möchten institutionelle Investor*innen wie BlackRock auflösen, indem sie die Risiken solcher Investitionen durch öffentlich-private Partnerschaften auf die Allgemeinheit abwälzen. Konkret bedeutet dies: Die Gewinne werden privatisiert, während Risiken und Verluste sozialisiert werden – so wie zuletzt bei den Bankenrettungen mit Steuergeld. Diese Finanzialisierung öffentlicher Güter muss gestoppt werden. Was sich ändern muss Heute wird die Klimakrise am Finanzmarkt mitverursacht. Die Ausbeutung fossiler Ressourcen wird so lange weiter finanziert, wie sich diese Investitionen lohnen. Nachhaltigkeitsinformationen und Transparenz an sich können daran nichts ändern. Die Zerstörung der Erde darf in der Zukunft keinen Profit mehr abwerfen – dafür braucht es einen deutlich höheren CO2-Preis und eine zielgerichtete Industriepolitik. Wir fordern, dass die Politik die geeigneten Rahmenbedingungen für einen echten Wandel schafft und eine klare Richtung vorgibt. Nur so kann Sustainable Finance ein starker Hebel für eine nachhaltige Wirtschaft werden. Zum Bericht
Kein Geld für Atom und Gas! Die EU-Kommission hat Investitionen in Atomkraft und Erdgas im Rahmen der EU-Taxonomie als nachhaltig eingestuft – das untergräbt die Glaubwürdigkeit nachhaltiger Finanzmärkte. Mit einem Appell wollten wir das verhindern! Mehr erfahren