Ökologische Finanzwende

Wir drängen auf umweltfreundliche Finanzmärkte

05.04.2023
Eine Gießkanne gießt Geldscheine auf eine Waldsilhouette. Mittig ist der Slogan "Ökologische Finanzwende".

Auf den Finanzmärkten wird mit unserer Zukunft gehandelt. Aktuellen Berechnungen zufolge steuern wir global derzeit auf eine Erderwärmung von 3,2°C zu – was zu katastrophalen Folgen führen würde. Milliardenbeträge sind währenddessen noch immer in Unternehmen investiert, deren Geschäftsmodell im Wesentlichen auf der Ausbeutung der Natur und der Nutzung fossiler Brennstoffe beruht.

Um im Hier und Jetzt aus dem Dauerkrisenmodus zu kommen und die Chance zu erhalten, unseren Kindern und Enkelkindern einen lebenswerten Planeten zu hinterlassen, braucht es deswegen eine ökologische Finanzwende! Und zwar keine auf Grundlage vollmundiger Versprechen von Banken, Versicherungs- und Vermögensverwaltungsgesellschaften, hinter denen allzu oft nichts Substanzielles steckt. Deshalb schauen wir genau hin und zeigen auf, wo es zu Grünfärberei an den Finanzmärkten kommt.


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Was bedeutet ökologische Finanzwende?

Unter einer ökologischen Finanzwende verstehen wir Finanzmärkte, welche den Weg zur Klimaneutralität bereiten, anstatt das Klima weiter anzuheizen. Das Ziel ist, die Finanzmärkte nachhaltig auszurichten. Neben Klima- und Umweltaspekten schließt unsere Finanzwende deshalb Soziales und gute Unternehmensführung explizit mit ein.

Investitionen sind die entscheidende Stellschraube für saubere Mobilität, umweltfreundlicheren Strom und eine nachhaltigere Landwirtschaft. Gerade vor dem Hintergrund, dass heutige Investitionen noch Jahrzehnte nachwirken, gilt: Geld gestaltet die Welt.

Wir arbeiten durch unsere Aktivitäten daran, dass mehr Menschen die Notwendigkeit einer ökologischen Finanzwende erkennen und mit uns Druck für Veränderungen machen. Gleichzeitig macht Finanzwende konkrete Vorschläge für eine Politik, damit diese die notwendigen Rahmenbedingungen für die ökologische Finanzwende schafft.

Denn wir brauchen nicht nur nachhaltige Regeln für Finanzmärkte, darüber hinaus muss das Wirtschaften auf Kosten unserer Lebensgrundlagen von der Politik unprofitabel gemacht werden. Nur wenn der Weg raus aus der Klimazerstörung für alle klar ist, werden Investitionen helfen, die 1,5-Grad-Grenze einzuhalten.

Die Grenzen von Sustainable Finance

Sustainable Finance, also die nachhaltige Ausrichtung von Finanzmärkten, wird oft als Allheilmittel für den enormen Investitionsbedarf beim Umbau zu einer nachhaltigeren Wirtschaft präsentiert. Grüne Finanzmarktregeln sollen nachhaltige Investitionen attraktiver machen und so Kapital an den Finanzmärkten umlenken. Doch das funktioniert nur begrenzt.

Grundlegende Defizite des Finanzsystems wie extreme Kurzfristigkeit und falsche Anreize können grüne Finanzmarktregeln nicht ausgleichen – das zeigt ein Bericht von Finanzwende Recherche. Werfen Investitionen in Öl- und Gasfirmen kurzfristig Gewinne ab, findet sich auch eine Person, die investiert – obwohl das die Klimakrise befeuert.

Damit das Finanzsystem einen größeren Beitrag zur nachhaltigen Transformation leisten kann, braucht es einerseits strengere grüne Finanzmarktregeln, die zum Beispiel Greenwashing unterbinden. Vonnöten ist aber auch eine grundlegende Reform des Finanzsektors, die ihn insgesamt stabiler und zuverlässiger macht. Zusätzlich bedarf es den richtigen Rahmenbedingungen aus der Politik, die dafür sorgen, dass sich nur noch die Investitionen rechnen, die mit dem Klimaschutz vereinbar sind. Dazu gehören beispielsweise der Abbau klimaschädlicher Subventionen, ein ausreichend hoher CO2-Preis und eine passende Industriepolitik.

Die besondere Verantwortung des öffentlichen Sektors

Der öffentliche Sektor hat beim Thema Nachhaltigkeit eine Vorbildrolle. Die öffentliche Hand muss dafür sorgen, dass die eigenen Anlagen die Anstrengungen nicht untergraben. Die größte öffentliche Kapitalanlage liegt bei der Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder (VBL). Die VBL verwaltet die betriebliche Altersvorsorge von fast fünf Millionen Angestellten des Öffentlichen Dienstes und damit knapp 50 Milliarden Euro.

Das Problem: Die Anlagestrategie ist extrem intransparent und die Nachhaltigkeitskriterien sind unzureichend – Investitionen in Kinderarbeit und fossile Energien sind möglich. Eine neue Anlagestrategie hat nur wenig Verbesserung gebracht.

Deshalb haben wir zusammen mit FragDenStaat eine Klage gegen die VBL auf den Weg gebracht. Die Klage soll die VBL zu mehr Transparenz über ihre Kapitalanlagen verpflichten – damit die vielen Pflichtversicherten endlich wissen, was mit ihrem Geld passiert.

Es ist höchste Zeit, dass die Bundesregierung hier, aber auch an anderen Stellen Verantwortung übernimmt, öffentliche Mittel nachhaltig anlegt und als Vorbild die Wende am Finanzmarkt einleitet.

Der deutsche Wappenadler pickt in die Erdkugel. Darunter der Slogan "Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder for Future?"

Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder

Klimaschutzziele und Finanzmärkte: Eine besondere Verantwortung kommt dabei der Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder (VBL) und ihrer Alibi-Nachhaltigkeitsstrategie zu. Senn sie verwaltet die betriebliche Altersvorsorge von fast fünf Millionen Angestellten des Öffentlichen Dienstes.
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Greenwashing-Champion DWS

Die Deutsche-Bank-Tochter DWS präsentiert sich gern als Vorreiterin bei grünen Fonds. Ganz weit vorne ist sie aber vor allem beim Greenwashing, wie neue Finanzwende-Zahlen zeigen.
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Taxonomie ohne Atom und Gas

Wir setzen uns dafür ein, dass in grünen Finanzprodukten drinsteckt, was drauf steht. Atomkraft gehört in jedem Fall nicht in als „nachhaltig“ gekennzeichnete Finanzprodukte. Das sehen nicht nur wir so, sondern auch 82 Prozent der Menschen in Deutschland, wie eine Umfrage von Finanzwende Recherche unterstrich.

Die EU wollte mit ihrer Klassifizierung nachhaltiger Investitionen, der Taxonomie, eigentlich dafür sorgen, dass sich Verbraucher*innen im Dschungel der „nachhaltigen“ Geldanlagen besser zurechtfinden. Doch dann stufte sie Atomkraft und fossiles Gas als „nachhaltig“ ein. Dies macht den neuen Standard unglaubwürdig.

Finanzwende hat die Bundesregierung gemeinsam mit anderen Organisationen und über 220.000 Menschen dazu aufgefordert, das Greenwashing der EU-Kommission zu verhindern. Warum Atom und Gas in der Taxonomie angesichts des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine erst Recht keine gute Idee ist, lesen Sie in diesem Standpunkt.

EU-Taxonomie: Kein Geld für Atom und Gas!

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Die EU wollte mit ihrer Klassifizierung nachhaltiger Investitionen - der Taxonomie - dafür sorgen, dass nachhaltige Geldanlagen einfacher werden. Doch inzwischen hat sie auch Atomkraft und fossiles Gas als „nachhaltig“ eingestuft.
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Klimaschutz-Selbstverpflichtung des deutschen Finanzsektors: Umdenken oder Greenwashing?

Finanzinstitute unterschreiben oft und gerne sogenannte „Selbstverpflichtungen“. Häufig stellt sich dabei die Frage, ob es sich um echtes Umdenken oder bloß um Greenwashing handelt.

Im Juli 2020 unterzeichneten 16 Akteur*innen des deutschen Finanzsektors eine Selbstverpflichtung zur Erreichung der Ziele des Pariser Klimaabkommens. Der Vorstoß ist begrüßenswert, Zweifel bleiben jedoch angebracht. Teile der freiwilligen Selbstverpflichtung gehen kaum über anstehende gesetzliche Regelungen hinaus. Unter den Erstunterzeichnenden befindet sich mit der LBBW außerdem nur ein öffentliches Institut – dabei sollten gerade diese in Sachen Ökologie und Nachhaltigkeit eine Vorreiterrolle einnehmen. Lesen Sie dazu eine ausführliche Einordnung durch unseren Vorstand Gerhard Schick.

Im Dezember 2020 präsentierten schließlich die Sparkassen eine eigene Selbstverpflichtung für klimafreundliches und nachhaltiges Wirtschaften. Gerade weil die Sparkassen sich nach ihrem eigenen Selbstverständnis dem Gemeinwohl verpflichtet fühlen, ist die Erwartung an sie hinsichtlich Nachhaltigkeit besonders hoch. Trotz der Selbstverpflichtung bleibt offen, wie das aktive Engagement der Sparkassen für den Klimaschutz aussehen wird, da öffentliche, messbare Kriterien fehlen. Lesen Sie dazu eine genauere Analyse der Sparkassen-Selbstverpflichtung.

Fest steht: Selbstverpflichtungen ersetzen keine Regulierungen. Umso wichtiger ist es, dass es endlich verbindliche, strenge und messbare Regeln gibt. Darauf werden wir auch in Zukunft drängen.


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Unsere Forderungen

Damit die ökologische Finanzwende gelingt, stellt Finanzwende konkrete Forderungen an die Politik:

Der Bund muss als vorbildlicher Investor einen neuen Standard für verantwortungsbewusste Investments setzen. Die Bundesregierung sollte Nachhaltigkeitskriterien für ihre Kapitalanlagen am 1,5°-Ziel des Pariser Klimaabkommens ausrichten, regelmäßig an die neusten wissenschaftlichen Erkenntnisse anpassen und Transparenz über die öffentlichen Kapitalanlagen herstellen.

Wir brauchen verbindliche und transparente Standards für nachhaltige Geldanlagen, damit Verbraucher*innen grüne Finanzprodukte von bloßem Greenwashing unterscheiden können.

Wir fordern eine aktive Finanzaufsicht (BaFin), die die weitverbreitete Grünfärberei unterbindet.

Die Klimakrise wartet nicht, die Uhr tickt. Es braucht mutiges und entschlossenes Handeln von der Politik. Nur so werden die Finanzmärkte einen Beitrag zum nachhaltigen Umbau der Wirtschaft leisten. Finanzwende arbeitet weiterhin daran, den nötigen Druck zu erzeugen.