Faire Altersvorsorge Die geförderte private Altersvorsorge in Deutschland nutzt in erster Linie der Versicherungsbranche. Die Kosten für Kund*innen sind vielfach hoch. Zu oft bleibt ihr Sparerfolg auf der Strecke. Dabei gibt es Alternativen. 07.07.2025 Die Riester-Rentenreform war und ist gut für Lebensversicherer und andere Finanzdienstleister*innen, hat ihre eigentlichen Ziele aber klar verfehlt. Kund*innen profitieren in vielen Fällen weniger als gedacht – und oft nur dank staatlicher Zuschüsse. Insbesondere die Versicherungslobby hat es geschafft, ehemals staatliche Aufgaben zu übernehmen und profitiert davon im großen Stil. Zusätzliche Altersvorsorge kann durchaus kostengünstig sein und so gestaltet werden, dass Bürger*innen langfristig Vermögen aufbauen können. Der schwedische Bürgerfonds steht exemplarisch für ein solches Vorsorgeangebot. Die Riester-Rentenreform hat unser Sozialgefüge aus den Fugen gehoben. Damals wurde das Niveau der gesetzlichen Rente gesenkt. Staatlich geförderte Zusatzvorsorge sollte diese Absenkung ausgleichen. Nach einer aktuellen Analyse der Deutschen Rentenversicherung hat das – zumindest weitgehend – nicht funktioniert. Faktisch entwickelte sich die zusätzliche Altersvorsorge in erster Linie zu einem Förderprogramm für Lebensversicherer und Vertriebe. Die Kosten der Verträge sind teilweise enorm. Dabei zeigt das Beispiel des schwedischen Bürgerfonds, wie es anders gehen kann. Die Lebensversicherer haben mit dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) wahrscheinlich die am besten organisierte Lobby in Deutschland. Sie schafft es immer wieder, dass Gesetze im Sinne der Versicherungsgesellschaften formuliert werden. Das Ergebnis: Bürger*innen bleiben allzu oft auf der Strecke. Die Versicherten erhalten immer seltener überhaupt Kapitalgarantien – oder werden mit einem Garantiezins von derzeit 1 Prozent abgespeist. Aktion: GDV ist Deutschlands Top-Lobbyist Der GDV ist der finanzstärkste Akteur im Lobbyregister des Bundestags. Dafür haben wir dem Verband symbolisch einen Pokal übergeben - und so auf die Gefahren uneingeschränkter Lobbyarbeit hingewiesen. Mehr erfahren Riester-Rente: ein Geschenk für Lebensversicherer! Die Konditionen der Riester-Rente sind so ausgestaltet, dass sie perfekt zum Angebot der Versicherungsbranche passen. Eine kleine Rentenversicherung müssen nämlich (fast) alle Riestersparer*innen abschließen – auch wenn sie sich im Ruhestand für einen Auszahlplan ihrer Bank- oder Fondsgesellschaft entscheiden. Heute beschäftigt die Versicherungsbranche circa 180.000 Versicherungsvermittler*innen. Mit Hilfe dieser Verkäufer*innen versucht sie, ihre Produkte unters Volk zu bringen. Um dieses Heer an Vertreter*innen ernähren zu können, müssen Kund*innen anfangs häufig hohe Provisionen bezahlen. Die Abschlusskosten von Lebensversicherungen liegen aktuell durchschnittlich bei 4,4 Prozent aller einzuzahlenden Beiträge. Das ist an sich schon unglaublich viel Geld. Noch schlimmer aber ist, dass so viele Kund*innen schlecht beraten werden und sie daher vor Vertragsende kündigen. Finanzwende setzt sich für einen effektiven Verbraucherschutz im Finanzbereich ein. Jetzt Newsletter abonnieren und auf dem Laufenden bleiben: E-Mail* Unsere Datenschutzerklärung finden Sie hier. Anmelden Wenig Rentabilität – und schwindende Sicherheit Die wichtigsten Gründe, die gegen eine Altersvorsorge mittels Lebensversicherungen sprechen, sind die oftmals hohen Gebühren, maue Renditeaussichten und geringe Flexibilität. Abseits von Riester-Renten ist oft nicht einmal die Rückzahlung der Beiträge gesichert. Die effektiv erzielte Rendite in den letzten Jahrzehnten war daher häufig niedriger als erwartet. Das belegt eine Studie zum Kundennutzen von Riester- und Rürup-Renten. Sie zeigt: Hohe Kosten drücken enorm auf die Renditechancen. Und was ist, wenn der Lebensversicherer pleitegeht? Die Versicherungsunternehmen verweisen bei diesem Thema stets auf die Auffanggesellschaft Protektor. Sie soll verhindern, dass Versicherte eines deutschen Versicherers ihre Vorsorgegelder bei einer Pleite verlieren. Der gesetzliche Sicherungsfonds Protektor funktioniert allerdings, fürchten Experten, nur bei der Schieflage eines kleineren oder mittelgroßen Unternehmens. Müsste hingegen ein sehr großes Unternehmen oder mehrere mittlere aufgefangen werden, wäre die Protektor AG wohl kaum stark genug. Im Fall einer Schieflage kann die Bundesaufsicht für Finanzdienstleistungen (BaFin) überdies die Ansprüche der Versicherten heruntersetzen – auch bevor die Unternehmen selber zur Kasse gebeten werden. Damit sind Versicherungskund*innen schlechter gestellt als Bankkund*innen, was im Verkaufsgespräch selten erwähnt wird. Bei Banken sind 100.000 Euro für jede*n Kund*in gesetzlich garantiert geschützt. Wenn eine Bank pleite geht, ist gesetzlich geregelt, dass zuerst die Aktionär*innen, dann die Gläubiger*innen und dann die Großkund*innen haften, während die Kleinkund*innen (bis 100.000 Euro) auf jeden Fall geschützt sind. Bei den Versicherungsunternehmen gibt es hingegen kaum eine Regelung, wonach Aktionär*innen und Gläubiger*innen zuerst haften müssen, bevor die Versicherten ihre Ersparnisse verlieren. Die Lebensversicherer haben also massiv von der Kürzung der staatlichen Rente und der Einführung der Riester-Rente profitiert, den Kund*innen wurde damit aber kaum geholfen. Schlechte Rentenpolitik ist kein Sachzwang – wir können etwas ändern! Anders könnte es mit einer einfachen, kostengünstigen und staatlich organisierten Vorsorge laufen. In Schweden beispielsweise hat man sich schon vor etlichen Jahren entschlossen, einen kleinen Teil der Vorsorgebeiträge der Bürger über ein staatlich organisiertes Fondsangebot zu organisieren, in den alle Bürger*innen einzahlen können. Anstatt ein Konjunkturprogramm für die Lebensversicherer aufzulegen, hat der schwedische Staat also einen Fonds gegründet. Er ist kostengünstig, verlangt keine Abschlussprovision und auch die laufenden Verwaltungsgebühren sind weit niedriger als die deutscher Versicherungsunternehmen. Während in Deutschland die Riester-Rente heftig in der Kritik steht und bei vielen Bürger*innen die Angst vor Altersarmut grassiert, kann sich bisher die Bilanz des schwedischen Vorsorgefonds AP7 sehen lassen. Mittel- und langfristig lagen die durchschnittlichen Renditen pro Jahr bisher bei über 10 Prozent. Auch in Deutschland ließe sich die zusätzliche Altersvorsorge vernünftig reformieren. Wir müssen einerseits die gesetzliche Rente wieder stärken. Und wir müssen andererseits die zusätzliche Altersvorsorge neu organisieren. All das geht nur, wenn wir ein Gegengewicht zur Versicherungslobby auf die Waage bringen. Mit Sachverstand und Ihrer Unterstützung können wir die nötigen Veränderungen erzwingen: eine Finanzwende – damit die Märkte den Menschen dienen und nicht umgekehrt. Machen Sie mit und tragen Sie sich jetzt für unseren Newsletter ein!
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