Standpunkt: Neue Schufa, alte Schufa

Teambild Michael Verbraucherschutz
18.07.2023
Michael Möller

Michael Möller arbeitet bei Finanzwende an Themen rund um den Verbraucherschutz mit einem besonderen Fokus auf Geldanlagen und Kredite. Er studierte Philosophie, Volkswirtschaftslehre und Politische Theorie und war als Politikberater mit finanzpolitischem Fokus in Berlin tätig.

Deutschlands bekannteste Wirtschaftsauskunftei präsentiert sich selbstbewusst als „neue Schufa“. Im Kern bleibt jedoch alles beim Alten.

Die Schufa signalisiert derzeit Veränderung: Sie will sich nach eigenem Bekunden stärker an den Wünschen von Verbraucher*innen ausrichten, mit ihnen mehr auf Augenhöhe kommunizieren und digitaler werden. Zu diesem Zweck soll ab sofort der Schufa-Score via App verfügbar sein. Die Auskunftei bezeichnet die Neuerungen als „Transparenzoffensive“ und sich selbst als „neue Schufa“. Man sollte sich allerdings nicht täuschen lassen.

Die neue Schufa ist die alte Schufa

Gestern wie heute gilt: Das Unternehmen verdient sein Geld vor allem damit, Informationen über die Kreditwürdigkeit von Dritten an Firmen und Verbraucher*innen zu verkaufen. Das Kerngeschäft bleibt also unverändert, wenngleich es nun in einer Wolke wohliger Worte daherkommt.

Die Schufa ist und bleibt ein profitorientiertes Unternehmen in der Hand von Banken und Handelsfirmen. Wer dem Schufasprech derzeit zuhört, erhält fast den Eindruck, die Auskunftei habe sich zu einem Verbraucherschutzverein entwickelt. Mitnichten. Bei der Eigentümerstruktur ist alles beim Alten.

Kontinuität statt Kehrtwende

Gleich bleiben auch die Vertragspartner*innen, in deren Auftrag die Schufa hauptsächlich arbeitet. Banken und Handelshäuser wollen schließlich weiterhin wissen, mit wem sie vielleicht kein Geschäft eingehen sollten. Mithilfe von Schufa-Bewertungen sieben sie ihre Kundschaft aus.

Für die Schufa lohnt sich dieses Geschäftsmodell. Sie erwirtschaftet den Großteil ihrer Einnahmen mit solchen Geschäftskund*innen. An dem Modell ist auch per se nichts verwerflich. Der Kern des Geschäfts sollte aber nicht aus dem Blick geraten, wenn die Auskunftei von Inklusion und Teilhabe spricht.

Digitale Dateneinsicht

Zugegeben, die Transparenzoffensive der Schufa enthält auch echte Verbesserungen für Verbraucher*innen. Diese können nun zum Beispiel in einem ersten Schritt digital und kostenlos ihren sogenannten Schufa-Basisscore einsehen. Das ist im Prinzip gut. Aber dafür müssen sich die Nutzer*innen in der schufa-eigenen App Bonify registrieren – und erstmal wieder Daten abliefern. 

Die Transparenzoffensive könnte sich noch als trojanisches Pferd entpuppen. Denn die Schufa will Menschen dazu verführen, ihr sensible Kontoinformationen zu liefern. Das wäre eine gefährliche Fehlentwicklung. Die Schufa muss den Kontoeinblick kategorisch ausschließen.

Tut sie das nicht, ist auch das ein Beweis dafür, dass die „neue Schufa“ doch noch die alte ist. Und sie sich dringend wirklich erneuern muss.

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