CVC-Deal gestoppt: Ausverkauf des Fußballs erneut verhindert!

Die DFL ist wieder mit ihrem Plan, Private-Equity-Unternehmen an der Vermarktung der Bundesliga zu beteiligen, gescheitert.

22.02.2024
Keine Finanzinvestoren in der DFL!
  • Für Finanzwende war klar: Ein Milliarden-Deal mit CVC hätte eine neue Dimension der Profitorientierung des Fußballs bedeutet.
  • Der wochenlange Protest der Fans zeigte Wirkung. Die DFL sah sich gezwungen, ihre Pläne zu beenden. Unsere Eil-Petition gegen einen Deal mit CVC wurde innerhalb kürzester Zeit von über 6.000 Menschen unterschrieben.
  • Fazit: Auch das ganz große Geld lässt sich aufhalten, wenn genügend Bürgerinnen und Bürger zusammenstehen. 

Es ist eine erfreuliche Botschaft, dass die Deutsche Fußball Liga (DFL) erneut mit dem Plan gescheitert ist, Private-Equity-Unternehmen an der Vermarktung der Bundesliga zu beteiligen. Mit der Private-Equity-Firma CVC stand die Investorin bereits fest. Doch nach massiven Fan-Protesten gab die DFL die Pläne am 21. Februar 2024 auf. Im Frühjahr 2023 hatte sie schon mal die Pläne auf Eis gelegt, sie dann aber im Dezember neu gestartet.


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Was hätte den Einstieg von CVC in die DFL so fatal gemacht?

CVCs Beteiligung an der Bundesliga-Vermarktung hätte eine neue Dimension der Kommerzialisierung für den deutschen Fußball bedeutet. Denn für das Geschäftsmodell von Private-Equity-Firmen sind extrem hohe Profite und massiver Einfluss auf ihre Beteiligungen zentral. 

Zwar beschwor die DFL in ihrem zweiten Anlauf „rote Linien“, die den Einfluss der Private-Equity-Unternehmen beschränken sollten. Doch spätestens als sich CVCs Konkurrent Blackstone aus dem Rennen um die Vermarktungsrechte zurückzog, war klar: Die von der DFL beschworenen „roten Linien“ sind mit dem Geschäftsmodell von Private Equity unvereinbar. Hätte CVC erst mal einen Fuß in der Tür gehabt, hätte das Unternehmen immer mehr Macht eingefordert.

Das DFL-Management sprach immer wieder von „roten Linien“, die nicht überschritten werden sollten. Offenkundig ging es dabei darum, die Schreckensszenarien der Kritiker*innen des Deals zu entkräften und gleichzeitig zu zeigen, dass sie die Sorgen ernst nehmen. Als Beispiele für diese roten Linien nannte die DFL etwa die Einflussnahme auf die Spieltagsgestaltung und Anstoßzeiten, ferner die Verschuldung der Liga und die „Flutung des Marktes mit Geld“. Der Glaube, dass dies zum Private-Equity-Geschäftsmodell passt, war allerdings naiv. Das legte auch der vorzeitige Ausstieg von Blackstone nahe, dem größten Private-Equity-Unternehmen der Welt. 

Die Gefahr bestand, dass gerade in dem Bereich der Veto- und Mitbestimmungsrechte dieser erste Deal Türöffner für weitreichendere in der Zukunft gewesen wäre. Der Deal sollte für 20 Jahre laufen. Da war die Annahme, dass die DFL sich sicher sein könnte, dass sich in den Jahren nichts ändert, naiv. Private-Equity-Firmen fordern immer eine Mitsprache ein. Einflussnahme ist das A und O ihres Geschäftsmodells! 

Durch ihre schiere Größe haben diese Unternehmen auch einen informellen Einfluss, der oft über das vertraglich Vereinbarte hinausreicht. Aus unserer Arbeit zur Finanzlobby und ihrer Funktionsweise wissen wir, wie groß diese Macht sein kann. Auch CVC setzte in den Verhandlungen bereits auf Lobbyist*innen. Diese waren laut Berichten sowohl bei der DFL als auch bei den Vereinen vorstellig geworden.

Wer ist CVC?

CVC ist riesig und mächtig. Das Unternehmen verwaltet ein Gesamtvermögen von 188 Milliarden Euro (Stand: Februar 2024) – das entspricht 339 Mal den Transferausgaben der Bundesligavereine in der Saison 2022/2023. CVC hat somit bedeutende finanzielle Ressourcen und ist bekannt dafür, Unternehmen zu kaufen, umzustrukturieren und mit finanziellem Gewinn wieder zu verkaufen. 

Früher oder später hätte CVC versucht, die eigene Mitsprache mittels direkten und indirekten Einflussmöglichkeiten auszuweiten. Deswegen war ein klares „Nein“ zum CVC-Deal die einzig richtige Entscheidung.

Das zeigen auch Erfahrungen aus anderen Ländern: CVC ist zum Beispiel in Spanien und Frankreich bereits an Fußball-Deals beteiligt. Insbesondere der Deal der französischen Ligue 1 mit CVC hat sich bereits als ein massives Eigentor erwiesen und sollte eine Warnung sein: Er ist ein Lehrstück in schlechter Finanzplanung. Die Firma sollte der Liga 2022 aus der finanziellen Not helfen. Durch fehlende Mehreinnahmen und ausstehende Ratenzahlung wird diese aber noch über Jahre weniger Geld als vor dem Investorendeal haben.  

Doch nicht nur im Fußball ist der Einfluss von CVC oft ein Problem. Auch in anderen gesellschaftlichen Bereichen zeigt sich der negative Einfluss von CVC, zum Beispiel in der Pflege. Medienberichten zufolge kürzte das Management in einem Pflegeheim in Spanien die ärztliche Betreuung zusammen, nachdem CVC die Pflegeheime übernommen hatte. Die Folgen waren schrecklich.

Was ist das Problem mit Private Equity?

Private-Equity-Unternehmen legen zum größten Teil Gelder von Großinvestor*innen an – mit dem Versprechen auf extrem hohe Renditen. In der Regel können die Anleger*innen ihr Geld erst nach einem bestimmten Zeitraum zurückbekommen (sogenannte geschlossene Fonds). Für dieses erhöhte Risiko erwarten sie eine höhere Rendite, als wenn sie ihr Geld zum Beispiel in Aktien investieren.

Das Problem mit diesem Geschäftsmodell ist der hohe Renditedruck. Wenn man Private-Equity-Firmen an Bord hat, zielen noch mehr Entscheidungen als bisher zwangsläufig auf die Maximierung finanzieller Gewinne. In der Regel erwarten die Unternehmen Renditen von 15 bis 20 Prozent.

Mehr Informationen zu Private Equity in Bereichen wie Pflege oder Wohnen gibt es auch in der Videoreihe von Finanzwende Recherche

Finanzmarktlogik aus wichtigen Lebensbereichen raushalten!

Von Pflege bis Fußball: Es ist die Logik von Private Equity, Unternehmen so zu verändern, dass immer größere Profite erzielt werden. Das Motto heißt: Wachstum um jeden Preis. Private-Equity-Unternehmen investieren auch in Bereichen, wo das Risiko hoch ist. In diesen Bereichen kann Private Equity auch passend sein. In Bereichen wie der Pflege oder bei kulturellen Gütern, wie dem Fußball, ist dies aber nachweislich nicht der Fall. 

Deswegen fordert Finanzwende: Extraktive Geschäftsmodelle, mit denen der Finanzsektor Wert aus der Gesellschaft entzieht und Schaden anrichtet, müssen ausgebremst werden. Die Finanzmärkte müssen wieder den Menschen dienen, statt Wachstum um jeden Preis zu erzwingen. Dafür braucht es grundlegende Reformen

Die letzten Wochen haben gezeigt, dass Protest wirkt und ein breites und schlagkräftiges Bündnis vieler Bürger*innen auch das große Geld stoppen kann. Wir können die notwendigen Veränderungen an den Finanzmärkten erreichen, wenn wir sie gemeinsam einfordern!