Standpunkt: Alipay und die EM – es braucht klare Regeln für Big-Techs im Finanzwesen 12.06.2024 Daniel Mittler Daniel Mittler ist seit April 2021 Geschäftsführer der Bürgerbewegung Finanzwende e.V. Zuvor war er elf Jahre lang der Politische Direktor von Greenpeace International. Euphorie, Jubel und Großsponsoren. Die Fußball-EM 2024 ist ein Fest des Fußballs – und des Kommerz’. Dass der chinesische Autokonzern BYD statt VW Autopartner ist, macht Schlagzeilen. Gerade nach der EU-Wahl verdient aber ein anderer chinesischer Sponsor genauso Aufmerksamkeit: AliPay. Wenn man zu den Glücklichen gehört, die Karten zur Fußball-Europameisterschaft EURO 2024 ergattert haben, dann kennt man das Alipay-Logo – denn es war das einzige Firmenlogo auf der Bezahlseite. Das hat einen Grund: Alipay sponsert die UEFA mit satten 200 Millionen Euro und ist offizieller Bezahlpartner der EM. Und wie immer, wenn Firmen viel Geld für den Fußball in die Hand nehmen, tun sie das nicht aus Nettigkeit. Die Sponsorenschaft der EURO 2024 ist ein Versuch, den Zahlungsdienstleister in der europäischen Bevölkerung bekannter und akzeptierter zu machen. Alipay und die EM sind ein weiteres Kapitel der wachsenden Bedeutung des Finanzsektors für den Fußball. Und genauso wie es wichtig war, Finanzinvestoren in der DFL zu stoppen, ist es essentiell, dass das Vordringen von riesigen Technologiekonzernen in die Finanzwirtschaft fairen Regeln unterworfen wird. Denn die gibt es in der EU (noch) nicht. Alipay ist das Paradebeispiel für das ungehemmte Wachstum eines Technologiekonzerns im Finanzwesen.Alipay ist in Deutschland bisher wenig bekannt. Dabei ist Alipay das Paradebeispiel für das ungehemmte Wachstum eines Technologiekonzerns im Finanzwesen. Gestartet als reiner Zahlungsdienst ist heute fast die Hälfte der chinesischen Bevölkerung auf der Plattform aktiv. Alipay wickelt jährlich Transaktionen im Wert von mehr als 110 Prozent des chinesischen Bruttoinlandsproduktes ab – das ist mehr als Visa und Mastercard zusammen. Weltweit nutzen schon jetzt 1,3 Milliarden Menschen Alipay – und das noch vor einer größeren Expansion in Europa. Auch andere „Big-Techs“ wie Google, Amazon, Apple und Co. haben das riesige Potential erkannt und drängen immer mehr in den Finanzsektor. Die Facebook-Währung LIBRA konnte in Europa erstmal aufgehalten werden – aber der wachsende Einfluss der Big-Techs durch den Vertrieb von Finanzdienstleistungen wie Zahlungs-Apps, Kreditkarten und Co. ist schon heute eine Gefahr für Verbraucher*innen, einen fairen Wettbewerb und unsere Demokratie. Denn durch die fehlende Trennung von Kerngeschäft und Finanzsparte innerhalb der Konzerne ergeben sich vielfache Risiken, etwa durch Abhängigkeiten und Ansteckungseffekte zwischen den Geschäftsfeldern. Dabei verschwimmen auch die Grenzen, wofür die hochsensiblen Finanzdaten der Kund*innen genutzt werden, mit potenziell gravierenden Folgen. Die Geschwindigkeit, mit der Big-Tech-Unternehmen im Finanzsektor Fuß fassen, schafft auch neue Risiken für die Finanzstabilität. Wenn wir Big-Tech-Unternehmen uneingeschränkt das Angebot von Finanzdienstleistung erlauben, dann wird ihre Macht weiter steigen.Sicher ist: Wenn wir Big-Tech-Unternehmen uneingeschränkt das Angebot von Finanzdienstleistung erlauben, dann wird ihre Macht weiter steigen. Das zeigt auch eine neue Studie von Finanzwende Recherche (dort finden sich auch noch weitere Informationen zu Alipay). In den USA und China sind Big-Techs schon deutlich zentraler in Finanzgeschäften als in Europa. Wir haben also die Chance, Dinge besser zu machen. Deswegen ist jetzt der richtige Moment, um mit klaren Regeln und strenger Aufsicht gegenzusteuern. Wir brauchen EU-weite Regeln, die die Finanzsparte von Big-Techs streng vom Kerngeschäft der Unternehmen trennt und den Aufsichtsbehörden für die Finanzmärkte unterstellt. Wenn Big-Techs Finanzdienstleistungen anbieten, müssen sie auch entsprechend kontrolliert werden. Den Schaden tragen sonst wir alle. Wir fordern deshalb von den neu gewählten EU-Parlamentarier*innen zur EURO 2024: Big-Techs im Finanzsektor jetzt angemessen regulieren. Finanzwende Standpunkte Kommentare, Meinungen und Forderungen von der Bürgerbewegung Finanzwende zu Themen, die die Finanzwelt aktuell bewegen. Weitere Standpunkte
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