Standpunkt: Die Finanzaufsicht will beißen, aber lieber ohne Zähne 10.11.2022 Britta Langenberg Britta Langenberg ist Versicherungsexpertin bei Finanzwende und betreut den Bereich Verbraucherschutz sowie Versicherungs- und Vorsorgethemen. Sie ist gelernte Wirtschaftsjournalistin und hat lange für renommierte Magazine gearbeitet, etwa für Finanztest (Stiftung Warentest) und Capital. Die Finanzaufsicht BaFin will nach jahrelangem Zögern endlich gegen hohe Kosten bei Lebensversicherungen vorgehen. Dafür hat sie jüngst neue Leitlinien vorgestellt. Gut so, möchte man rufen! Die Richtung der Pläne stimmt. Doch schon der zweite Blick offenbart: Die BaFin ist wieder mal wachsweich unterwegs. Ob eine solche Finanzaufsicht den Versicherten hilft, darf bezweifelt werden. Dabei ist das Kostenproblem für Versicherungskund*innen eklatant. Die Aufseher*innen haben selbst ermittelt, dass bei fondsgebundenen Verträgen für Gebühren effektiv gern mal fast drei oder gar vier Prozent Rendite draufgehen – Jahr für Jahr, wohlgemerkt. Dieses Geld fehlt den Sparer*innen im Alter. Mitunter stellt sich die Frage, ob solche Produkte für die Kund*innen überhaupt noch einen Nutzen liefern. Die Frage nach einem „angemessenen Kundennutzen“ beantwortet die BaFin in ihrer geplanten Leitlinie – und stellt das Offenkundige fest: Eine Lebensversicherung sollte wenigstens ihre Kosten und eine langfristig erwartete Inflation von zwei Prozent erwirtschaften. Das Ergebnis nennt die BaFin vollmundig einen „realen Anlageerfolg“, nüchtern betrachtet ist es die Nulllinie. Verdient haben die Kund*innen dann nämlich nichts – selbst dann nicht, wenn sich die aktuellen Inflationsraten von zehn Prozent auf lange Sicht wieder einpendeln.Aber wie sieht das Ganze denn konkret aus? Dann werden die fein austarierten Formulierungen wachsweich.Selbstverständlich klingt es gut, wenn die BaFin von realem Anlageerfolg und der Prüfung von Fehlanreizen im Vertrieb spricht. Aber wie sieht das Ganze denn konkret aus? Dann werden die fein austarierten Formulierungen wachsweich. Natürlich sollen Lebensversicherungen für Kund*innen einen realen Anlageerfolg erzielen, aber eben nur mit „hinreichender Wahrscheinlichkeit“. Das ist hinreichend wattig, um in der Praxis aus der Verantwortung zu sein. Im Zweifel hat eine Anlage entgegen jede Erwartung und ausnahmsweise schlecht performt. Klartext? Nicht mit der BaFin. Und natürlich will die BaFin jene Unternehmen näher prüfen, deren Hauptprodukte und Vertriebsausgaben zum teuersten Viertel im Markt gehören. Es gehe um Ausreißer, heißt es dann. Und danach? Dürften die alten Instrumente greifen. Die BaFin wird wohl ernste Gespräche führen – hinter verschlossenen Türen, versteht sich. Ob das reicht, um über Jahrzehnte verfestigte Kostenstrukturen zulasten der Kund*innen zu knacken, ist fraglich. Am Ende wird in jedem Einzelfall diskutiert und da lassen sich immer irgendwelche Gründe finden. Fakt ist: Von einem Schlag gegen zu teure Versicherungsgesellschaften kann bisher keine Rede sein. Den Willen durchzugreifen, müsste die BaFin erst einmal zeigen. Sonst bleibt alles beim Alten. Standpunkt: Abwicklung von Lebensversicherung kostet Vertrauen Versicherer verspielen mit dem Verkauf von Lebensversicherungen an Dritte viel Kundenvertrauen: Ende Juni hat die Zurich Lebensversicherung rund 720.000 Verträge an den Abwickler Viridium verkauft. Nun plant die Axa Ähnliches. Und die Versicherten? Sollen sehen, wo sie bleiben. Mehr erfahren Finanzwende Standpunkte Kommentare, Meinungen und Forderungen von der Bürgerbewegung Finanzwende zu Themen, die die Finanzwelt aktuell bewegen. Weitere Standpunkte
Standpunkt: Abwicklung von Lebensversicherung kostet Vertrauen Versicherer verspielen mit dem Verkauf von Lebensversicherungen an Dritte viel Kundenvertrauen: Ende Juni hat die Zurich Lebensversicherung rund 720.000 Verträge an den Abwickler Viridium verkauft. Nun plant die Axa Ähnliches. Und die Versicherten? Sollen sehen, wo sie bleiben. Mehr erfahren
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