Standpunkt: Vorbei ist Vorbei – auch im Inkasso

Teambild Michael Verbraucherschutz
15.06.2023
Michael Möller

Michael Möller arbeitet bei Finanzwende an Themen rund um den Verbraucherschutz mit einem besonderen Fokus auf Geldanlagen und Kredite. Er studierte Philosophie, Volkswirtschaftslehre und Politische Theorie und war als Politikberater mit finanzpolitischem Fokus in Berlin tätig.

Die Inkassobranche sollte Schluss machen mit dem Eintreiben verjährter Forderungen.

Einige Inkassobüros haben gegenüber Verbraucher*innen jahrelang künstlich aufgeblähte Kosten berechnet. Ein aktuelles Gerichtsurteil schiebt dieser unfairen Praktik nun hoffentlich einen Riegel vor. Doch auch sonst zeigt sich die Inkasso-Branche nicht unbedingt verbraucherfreundlich, es läuft noch mehr schief. Viele Unternehmen fordern bei Verbraucher*innen beispielsweise auch längst verjährte Beträge ein. Das muss aufhören.

Forderung verjährt? Kassiert wird dennoch

Unbezahlte Rechnungen haben in der Regel ein Ablaufdatum, sie verjähren nach ein paar Jahren. Viele Inkassobüros kümmert das allerdings wenig. Sie versuchen auch nach Ablauf der Verjährungsfrist, Ausstände einzutreiben – zuzüglich Gebühren und Auslagen, versteht sich. Und sehr viele Menschen zahlen aus Angst vor möglichen Konsequenzen und weil sie nicht wissen, dass sie eigentlich gar nicht überweisen müssten.

Die Praxis, verjährte Rechnungen einzufordern, ist weit verbreitet. Auch viele der großen Anbieter*innen machen mit. Das Gesetz erlaubt ihnen, das Geld einzufordern – jedenfalls, solange sich Verbraucher*innen nicht auf die abgelaufene Frist berufen und die Zahlung verweigern.

Und genau da ist das Problem: Welche*r Verbraucher*in forscht schon danach, ob eine Forderung verjährt ist, wenn eine hochoffizielle Zahlungsaufforderung ins Haus flattert? Den Schaden haben die Verbraucher*innen, die nichts von ihrem Recht wissen, diese Zahlung zu verweigern.

Inkassobüros sollten aufhören, gezielt Profite aus der Unkenntnis anderer zu schlagen.

Einige Inkassobüros beschreiben sich selbst im Internet mit hehren Worten. Man will respektvoll und transparent sein, zuhören, alles für guten Service geben. Die Message: schaut her, wir sind fair. Dieselben Unternehmen nutzen allerdings die widersinnige Verjährungsregel aus, zum Nachteil der Verbraucher*innen.

Kein Inkassounternehmen sollte gezielt Profite daraus schlagen, dass Verbraucher*innen die Rechtslage nicht gut genug kennen. Statt den eigenen Wissensvorsprung auszunutzen, um die Leute zur Kasse zu bitten, wäre ein faires Verhalten gegenüber den Menschen angebracht. An dieser Stelle ist bei vielen Inkassobüros noch eine Menge Luft nach oben.

Keine Fairness ohne Verjährung

Wenn die Branche wirklich etwas für ihren Ruf tun will, sollte sie Verbraucher*innen mehr auf Augenhöhe begegnen. Ein erster simpler Schritt wäre: Macht Schluss mit dem Eintreiben verjährter Forderungen.