Standpunkt: Hart bleiben bei Verbriefungsregeln

Uwe Zöllner
17.06.2025
Uwe Zöllner

Als studierter Betriebswirt absolvierte Uwe Zöllner eine klassische Bankenlaufbahn. Er war über Jahre im Bereich Fondsmanagement tätig. Sein Schwerpunkt lag dabei auf globalen und europäischen Aktien. Mit seinem Fachwissen unterstützt Uwe Zöllner Finanzwende seit 2021 als Fellow.

Kreditverbriefungen sind streng reguliert und das ist gut. In der Finanzkrise 2007/08 hat sich gezeigt, wie toxisch diese Produkte werden können. Jetzt will die Bankenbranche die Regulierung aufweichen.

Wir sagen: Finger weg von bewährten Aufsichtsregeln für Kreditverbriefungen.

Verbriefungen erlauben es Banken, vergebene Kredite gebündelt in Form von Wertpapieren an den Kapitalmärkten zu verkaufen. Dabei geht auch das Ausfallrisiko auf die Käufer*innen über. Banken tun das gerne, denn sie müssen für ihre Kredite eine gewisse Menge Eigenkapital vorhalten. Verbriefungen senken den Eigenkapitalbedarf und sorgen für höhere Renditen.

Berüchtigt wurden Kreditverbriefungen in 2008 als einer der Hauptauslöser für die größte Finanzkrise der letzten Jahrzehnte. Da der ursprüngliche Kreditgeber dank Verbriefung das Ausfallrisiko nicht tragen musste, wurden viele Kredite an Kund*innen schlechter Bonität vergeben.

Als 2007 die Blase am US-Immobilienmarkt platzte, wurden die als sicher angepriesenen Investments wertlos. Viele Banken weltweit mussten durch Steuerzahler*innen gerettet werden – den Schaden hatte die Gemeinschaft. In der Folge wurden Verbriefungen strenger reguliert – mit Erfolg: Seitdem traten im Verbriefungsmarkt keine größeren Probleme mehr auf.

In der Folge wurden Verbriefungen strenger reguliert – mit Erfolg: Seitdem traten im Verbriefungsmarkt keine größeren Probleme mehr auf.

Doch jetzt will die Bankenlobby die Regeln wieder aufweichen. Die Argumente wirken durchweg selbstlos: Verbriefungen seien notwendig für den Ausbau der Kapitalmarktunion. Insbesondere der hohe Investitionsbedarf für die Transformation mache eine Stärkung des Verbriefungsmarktes erforderlich. Nur wenn Banken durch Verbriefungen Eigenkapital freisetzen, könnten sie den benötigten Finanzierungsbedarf decken.

Das sind fadenscheinige Argumente. Banken in der EU haben aus den Gewinnen des Jahres 2024 geschätzt circa 88 Milliarden Euro Eigenkapital in Form von Dividenden und Aktienrückkäufen an ihre Aktionär*innen ausgeschüttet. Würden sie das Kapital nicht ausschütten, dann könnten sie damit 1.100 Milliarden Euro an Krediten unterlegen. Den Banken geht es also nicht um zusätzliche Kredite – sie wollen mit dem gesparten Eigenkapital ihre Aktionär*innen beglücken.

Kommt die Deregulierung, dann kann es wieder ein böses Erwachen geben.

Kommt die Deregulierung, dann kann es wieder ein böses Erwachen geben. 2008 haben wir gesehen, wie riskant Verbriefungen sein können. Darum sollten sich die Verantwortlichen In Berlin und Brüssel nicht beirren lassen: Die bestehende Regulierung ist wirksam und es gibt keinen Grund, sie aufzuweichen. Von einer Aufweichung profitieren allein die Banken, doch die Risiken tragen am Ende wir alle.