Geförderte Renten: Trübe Renditeaussichten

13.06.2024
Förer-Vorsorge
  • Für viele Neukund*innen stiften die Angebote zur staatlich geförderte Riester-und Rürup-Renten kaum einen Mehrwert. Das ergab eine Analyse von Finanzwende Recherche zu 111 Verträgen.
  • Um die Einzahlungen inflationsbereinigt wieder herauszubekommen, müssten heute 37-jährige Sparende im Schnitt schon 99 oder 100 Jahre alt werden. Nur: Um die Auszahlung in Form einer Rente kommen Verbraucher*innen bei geförderten Verträgen kaum oder gar nicht herum.
  • Mit ein paar Kniffen lässt sich die Rendite aber auch noch kurz vor dem Ruhestand noch verbessern. Welche Überlegungen dabei helfen – und wo Sie persönlichen Rat bekommen…

Immer mehr Riester-Rentner*innen gehen in den Ruhestand – und ziehen Bilanz, was das Sparen gebracht hat. Gut eine Million Menschen erhalten schon jetzt eine Riester-Rente, bestätigt die erste offizielle Auszahlungsstatistik für das Jahr 2022. Mittlerweile dürften es schon deutlich mehr sein.

Mit der ersten Rentenzahlung machte sich bei vielen statt Feierlaune jedoch Ernüchterung breit. Kein Wunder, denn das Zubrot fällt karg aus. Die meisten Riester-Rentenempfänger*innen erhalten monatlich maximal 83 Euro – und davon gehen dann auch noch Steuern ab. Das restliche Geld dürfte im Alltag zwischen Drogerie- und Supermarkt zerrinnen, echte Extras sind damit kaum drin.

Die meisten Riester-Rentenempfänger*innen erhalten monatlich maximal 83 Euro – und davon gehen dann auch noch Steuern ab.

Kein Wunder, dass die staatlich geförderte Altersvorsorge – dazu zählen Riester- und auch Rürup-Renten – immer wieder in der Kritik steht. Bei Rürup-Renten dürften aufgrund höherer Beiträge im Alter auch höhere Renten herausspringen. Doch der Fiskus verlangt auch hier seinen Anteil. Weil das viele Sparer*innen nicht im Blick haben (oder mangels ausreichender Beratung nie hatten), bleibt oft weniger übrig als gedacht.

Mit den vielen Neu-Renten aus staatlich geförderten Produkten verschiebt sich der Fokus bei Förderrenten auf die Rentenphase: Viele, die nun kurz vor der Rente stehen, fragen sich, ob sie ihr Erspartes nicht doch auf einen Schlag auszahlen lassen können – erst recht, wenn sie kränkeln oder kein langes Leben erwarten.

Falsch ist dieser Gedanke nicht. Riester- und Rürup-Rentenversicherungen zahlen zwar verlässlich lebenslang. Doch die Sicherheit einer lebenslangen Zahlung muss häufig teuer erkauft werden – mit einer geringen Rentenhöhe.


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Die monatliche Überweisung der Versicherer fällt tatsächlich nicht allzu hoch aus. Das zeigen Riester- und Rürup-Angebote, die Finanzwende Recherche im zweiten Halbjahr 2023 untersuchte: Wer über 30 Jahre monatlich 100 Euro einzahlt, dem stellen die Versicherer im Mittel rund 120 Euro Monatsrente in Aussicht. Typische Rürup-Renten liegen mit 130 Euro kaum darüber.

Angesichts der niedrigen Monatsrente braucht es in aller Regel mehr als zwei Jahrzehnte, bis die Rentner*innen auch nur ihr eingezahltes Geld wieder raushaben. Wer vorher stirbt, hat kein Geschäft gemacht. Und wer obendrein auch noch einen kleinen Inflationsausgleich von 2 Prozent per anno wünscht, muss schon rund 100 Jahre alt werden, bevor er oder sie das Geld wieder raus hat.  

Eine Einmalauszahlung ist dennoch für die meisten Verbraucher*innen mit Förderrenten keine Option: Bei Rürup-Verträgen ist diese Auszahlungsform von vornherein ausgeschlossen. Bei Riester-Renten ist maximal eine Teilauszahlung von 30 Prozent auf einen Schlag zum Rentenbeginn erlaubt – vorausgesetzt, der Kunde will die Förderung nicht zurückzahlen. Eine Teilzahlung nutzten im Jahr 2022 nur wenige Neurentner, nicht einmal jeder zehnte.

Nur eine Ausnahme gibt es: Bei Mini-Renten – derzeit unter 35,35 Euro im Monat – ist eine Abfindung auf einen Schlag ohne Abstriche möglich. Die Verwaltung wäre schlicht zu teuer.

Last-Minute-Tipps vor dem Ruhestand

Was also können Rentenversicherte noch für ihren Ertrag tun, bevor sie in den Ruhestand gehen? Die gute Nachricht: Viele Altverträge haben deutlich bessere Konditionen zur Verrentung als heutige Offerten bieten. Das hilft schon etwas. Dennoch werden 2,6 Millionen Rürup-Kund*innen ihr Erspartes in eine lebenslange Rente ummünzen müssen. Komme, was wolle.

Riester-Sparende hingegen haben zumindest ein bisschen Spielraum: Sie können beispielsweise ihr Sparkapital zu einem anderen Anbieter übertragen lassen, wenn der bessere Konditionen bietet. Zulässig ist das auch noch kurz vor der Rente, aber blanke Theorie: De facto ist kaum ein Unternehmen bereit, berichten Verbraucher*innen immer wieder, solche Wechsler*innen aufzunehmen.

Anstatt das ganze Kapital in eine lebenslange Rente zu stecken, bleibt dann immerhin noch eine Teilauszahlung oder alles Geld abzuziehen.

Es lohnt aber, die verbleibenden Optionen durchzuspielen – besonders für Menschen, die vor dem Rentenstart kränkeln. Anstatt das ganze Kapital in eine lebenslange Rente zu stecken, bleibt dann immerhin noch eine Teilauszahlung oder – etwa bei geringen erhaltenen Zulagen – alles Geld abzuziehen (und die Förderung samt erhaltener Steuervorteile zurückzuzahlen). Was im Einzelfall lohnt, ist allerdings ein Rechenexempel – und sollte daher sorgfältig kalkuliert werden. Individuelle Beratung bieten zum Beispiel die Verbraucherzentralen.

Zu guter Letzt lässt sich für alle Riester- und Rürup-Kund*innen auch die Auszahlung in der Rentenphase mit einem Kniff optimieren: mit der Auswahl der passenden Rentenart. Üblicherweise bieten die Versicherer unterschiedliche Spielarten an, eine dynamische, eine teildynamische Rente und eine flexible Variante. Der*die Verbraucher*in kann frei wählen.

Wer darauf aus ist, dass seine Rentenzahlung auf keinen Fall sinkt, ist mit den dynamischen Renten gut bedient. Der Nachteil: Die Rente startet auf recht niedrigem Niveau. Es kann daher sehr lange dauern, bis man seine Einzahlungen wieder raushat.

Wer hingegen fürchten muss, nicht allzu alt zu werden, oder sein Geld möglichst schnell zurückwill, wählt eher die flexible Rentenvariante. Sie startet mit einem höheren Zahlbetrag. Die flexible Rente darf allerdings bei fallenden Überschüssen auch gekürzt werden. 

Im zweiten Fall versucht der*die Kund*in also, sein*ihr Geld möglichst schnell via Rentenzahlung vom Versicherer zurück zu erhalten. Der Hebel ist enorm: Nach Berechnungen von Finanzwende Recherche hat er so sein Erspartes samt Inflationsausgleich teils zehn Jahre früher raus als mit einer dynamischen Variante.


Unterm Strich: Tipps & Tricks

Verbraucherproblem: Sparende mit geförderten Riester- und Rürup-Verträgen hadern kurz vor dem Ruhestand teils mit niedrigen Rentenzahlungen – und fragen sich, ob sie ihr Geld nicht doch auf einen Schlag auszahlen lassen oder zumindest möglichst schnell zurückerhalten können. Ihre wichtigsten Optionen:

  • Riester-Rente: Optionen rechnen. Bei Riester-Verträgen können Verbraucher*innen vor dem Rentenbeginn abwägen: Wer zu wenig Einnahmen für seinen Lebensunterhalt hat, ist eventuell auf eine Rentenzahlung angewiesen. Die anderen können überlegen, ob sie sich 30 Prozent des Ersparten auf einen Schlag auszahlen lassen. Nur selten macht es Sinn, zu kündigen und die Förderung sowie erhaltene Steuervorteile zurückzuzahlen. Was für Sie vorteilhaft ist, muss aber in jedem Einzelfall kalkuliert und abgewogen werden. Persönliche Beratung bieten zum Beispiel die Verbraucherzentralen.
  • Riester-Rente: Exit lohnt oft nicht. Wer jetzt noch in einen Riester-Vertrag spart, sollte diesen wegen mauer Renten im Ruhestand nicht übereilt kündigen. Dann muss er die Förderung zurückzahlen. Sehr häufig lohnt es eher, den Fördervertrag stillzulegen – also keine weiteren Beiträge mehr einzuzahlen.
  • Riester- und Rürup-Rente: Rentenvariante optimieren. Wer sein Geld vom Versicherer möglichst schnell zurück erhalten will, wählt für den Ruhestand eine Rentenform ohne weitere Steigerungen. Sie startet mit einem spürbar höheren Zahlbetrag, kann allerdings später sinken.