Finanzwissen für Verbraucher*innen

Mit gezielten Klicks zum Knowhow

12.02.2024
Finanzwissen für alle
  • Ein solides Basiswissen über Finanzthemen hilft dabei, bessere Entscheidungen zu privaten Geldgeschäften und für den Vermögensaufbau zu treffen.
  • Es versetzt Verbraucher*innen in die Lage, die richtigen Fragen zu stellen und Antworten zu finden, wenn es um finanzielle Entscheidungen und Produkte geht.
  • Finanzwende hat eine Reihe von Anlaufstellen zusammengestellt, wo sich Kund*innen unabhängig informieren können – von Webseiten über Rechen-Tools und Podcasts bis hin zur Beratung.

Tagtäglich treffen Menschen finanzielle Entscheidungen. Und doch fehlt ihnen häufig – zumindest gefühlt – das finanzielle Knowhow, um sich im Dschungel der Angebote, Tipps und Werberufe der Anbieter*innen zurecht zu finden. Das Internet hilft dabei, Informationen zu finden – klar. Zugleich überfordert die Flut an Links nach einer Suchmaschinenabfrage viele Menschen aber auch: Welcher Link ist vertrauenswürdig? Welcher taugt eher nicht?

Finanzwende hat deshalb einen Überblick zusammengestellt, wo Verbraucher*innen unabhängige Informationen und mitunter auch persönliche Hilfe finden.

Ein Hinweis ist bei der Suche im Internet generell wichtig: Bevor Sie die Informationen auf einer Webseite studieren, sollten Sie sich zuerst anschauen, mit wem Sie es eigentlich zu tun haben. Das Impressum hilft hier sehr oft weiter: Wer steht hinter der Webseite? Was ist sein Geschäft – und womit verdient er Geld? Das hilft für eine erste Einordnung. 

Erste Anlaufstellen: Aufschlauen leicht gemacht

Wer sich plötzlich mit einem Kredit fürs Haus beschäftigen muss, eine eigene Haftpflichtversicherung braucht oder seine Riester-Rente endlich mal auf ihre Werthaltigkeit checken will, schlaut sich am besten erst einmal mit Basiswissen zu seinem Thema auf.

Im Folgenden werden Verbraucherportale vorgestellt, die einen Überblick verschaffen und umfangreiches Basiswissen in Sachen Finanzen bereitstellen:  

Die Versicherungsspezialist*innen: Infoblätter & Bedarfscheck

Der Bund der Versicherten (BdV) in Hamburg ist eine gemeinnützige Verbraucherschutzorganisation, die sich für die Rechte der Versicherten einsetzt. Das erklärte Ziel: Der Verein will Menschen vor überteuerten und überflüssigen Versicherungen bewahren.

Zum frei zugänglichen Angebot auf der Website gehören beispielsweise:

  • die Broschüre „Gut versichert“,
  • ein Online-Bedarfscheck für Versicherungen und
  • zahlreiche profunde Infoblätter zu typischen Verbraucherfragen und  privaten Versicherungen.

Sie können kostenlos heruntergeladen werden. Für zahlende Mitglieder bietet der BdV darüber hinaus auch individuelle Beratung und Betreuung an.

Die Aufseher*innen:  Finanzwissen & Hilfe bei Beschwerden

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsich (BaFin) ist für die Aufsicht von Banken, Versicherern und anderen Finanzdienstleister*innen zuständig – und schlichtet bei Streit mit Finanzdienstleister*innen. Ihre Schlichtungsstelle nimmt zum Beispiel Beschwerden von Kund*innen entgegen und hilft an ihrem Verbrauchertelefon zu allgemeinen Fragen weiter. Eine individuelle oder persönliche Beratung leistet sie aber nicht.

Zudem informiert die BaFin auf ihren Verbraucherseiten rund um das Thema Geld. Unter dem Menüpunkt „Verbraucher“ auf der Webseite der BaFin können Verbraucher*innen sich zu „Sicherungssystemen“ oder mit Themen wie „Geldanlage und Wertpapiere“ informieren, Broschüren runterladen oder den „Verbraucherschutz-Podcast“ abonnieren.

Der Geld-Ratgeber: Infos auf sehr vielen Kanälen

Finanztip ist ein Geld-Ratgeber, der online sehr breit und gut verständlich zu vielen Geldthemen wie Versicherungen, Geldanlage, Recht, Kredit und Steuern informiert. Sein Ziel ist es, das mitunter als kompliziert empfundene Thema Finanzen für Laien so einfach wie möglich zu machen. Dazu unterstützt der Ratgeber seine Leser*innen bei finanziellen Entscheidungen mit Schritt-für-Schritt-Anleitungen, Tipps und konkreten Handlungsempfehlungen.

Für Leser*innen ist der Ratgeber kostenlos, er finanziert sich unter anderem über sogenannte Affiliate-Links. Informiert werden Ratsuchende über zahlreiche Beiträge auf der Webseite, über Social-Media-Kanäle wie Youtube, verschiedene Podcasts und einen wöchentlichen Newsletter. 

Die Tester*innen: unabhängige Informationen zu Produkten  

Die Stiftung Warentest ist eine gemeinnützige Verbraucherorganisation, die 1964 von der Bundesrepublik Deutschland gegründet wurde. Mit einem Bekanntheitsgrad in der Bevölkerung von 96 Prozent ist sie die wohl bekannteste Stiftung in Deutschland. Sie testet regelmäßig Dienstleistungen und Finanzangebote nach wissenschaftlichen Methoden und bereitet ihre Ergebnisse journalistisch auf.

Die Tester*innen stehen ihren Leser*innen bei der Auswahl ganz unterschiedlicher Angebote zur Seite – vom Dispokonto bis hin zur Zahnzusatzversicherung. Veröffentlicht werden die Ergebnisse, Tipps und Bewertungen online unter test.de oder in Publikationen wie den Magazinen Test und Finanztest sowie Ratgeber-Büchern.

Verbraucherzentralen: Persönliche Beratung vor Ort

Die 16 Verbraucherzentralen in Deutschland sind unabhängige und gemeinnützige Organisationen, die sich der Beratung und dem Schutz der Verbraucher*innen verschrieben haben. Sie haben den Auftrag, in Fragen des privaten Konsums zu unterstützen, indem sie Verbraucher*innen aufklärend und beratend zur Seite stehen. Dazu veröffentlichen sie beispielsweise Informationen und Musterbriefe für Verbraucher*innen insbesondere über ihre Webseiten – je nach Bundesland aber auch über Podcasts und Newsletter.

Darüber hinaus können Ratsuchende hier auch individuelle Beratungstermine zu Finanz- und Rechtsthemen vereinbaren – entweder übers Telefon oder persönlich. Hier finden Sie eine Übersicht über die Beratungsangebote in den Ländern.

Gebündelt werden die Kräfte der einzelnen Verbraucherzentralen in den Ländern in der Berliner Dachorganisation, dem Verbraucherzentrale Bundesverband. Er vertritt die Interessen der Verbraucher*innen gegenüber Politik, Wirtschaft und Verwaltung. Auf der Webseite finden sich Informationen zu aktuellen Themen sowie eine hilfreiche Urteilsdatenbank.   


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Nützliche Rechentools: Spielend lernen

Gerade beim langfristigen Sparen ist es mit dem Bauchgefühl oft nicht weit her. Das gilt für viele Stellschrauben wie Zinseszins oder die Teuerungsrate.  Wer hat schon im Blick, dass sein Ruhestandspolster von 100.000 Euro in 30 Jahren leider nur noch eine Kaufkraft von 55.200 Euro hat – jedenfalls, wenn man eine jährliche Inflation von 2 Prozent voraussetzt.

Internetrechner können helfen, die Wirkung solcher Stellschrauben beim Vermögensaufbau besser einzuschätzen – und gegebenenfalls rechtzeitig gegenzusteuern. Wir nennen hier einige Rechner, die diese Effekte aufzeigen und so beim Vermögensaufbau helfen können:

Mit einem Sparplanrechner können Vorsorgesparer*innen zum Beispiel spielerisch ermitteln, wie sie ihr Sparziel erreichen. Also: Wie hoch muss meine monatliche Sparrate sein, damit ich nach 30 Jahren auf ein bestimmtes Endkapital komme? Oder: Welchen Zins benötige ich, um mit einer gegebenen Sparrate auf meinen Zielbetrag zu kommen?

Die Rechner helfen dabei, die Wirkung des Zinseszinseffekts besser einzuschätzen.

Sparplanrechner finden Sie zum Beispiel hier:

Leider ist das Ersparte bei langfristigen Sparvorgängen – gemessen an der Kaufkraft – weniger wert als die hohe Summe glauben lässt. Schuld ist die Inflation, die an der Kaufkraft des Ersparten nagt.

Natürlich ist die zukünftige Inflation ungewiss, wie gerade die letzten Jahre zeigen. Wer wissen will, was er oder sie sich in 40 Jahren noch von einem Betrag von zum Beispiel 150.000 Euro kaufen kann, muss mit angenommenen Inflationsraten arbeiten – zum Beispiel dem langfristigen Inflationsziel der EZB von 2 Prozent jährlich.

Inflationsrechner finden Sie zum Beispiel hier:

Wer errechnen will, wie lange das eigene Kapital im Ruhestand für ein Zubrot reicht, kann auf einen Auszahlplan-Rechner zurückgreifen. Er ermittelt, wie hoch der monatliche Entnahmebetrag bei einem angenommenen Zinssatz sein darf.

Rechner für Auszahl- oder Entnahmepläne finden sie zum Beispiel hier:

Rund um die gesetzliche Rente gibt eine ganze Menge Online-Rechner, die gute Dienste dabei leisten, das zukünftige Alterssalär abzuschätzen. Zwar bekommen die meisten gesetzlich Rentenversicherten jedes Jahr eine Standmitteilung, aber wer viele Jahre vorausblicken will, kann mit dem Rechner eben auch ermitteln, was wäre, wenn zukünftig etwa das Einkommen sinkt oder noch Kinder hinzukommen.

Rentenrechner finden Sie zum Beispiel hier:

Podcasts: Hier gibt es was auf die Ohren

Neben den Artikeln zu verschiedenen Verbraucherthemen bieten viele Verbraucherportale mittlerweile Podcasts an. Wer länger zur Arbeit pendeln muss oder joggt, kann sich so ganz nebenbei über Verbraucherthemen informieren. Die Podcasts behandeln meist aktuelle Themen und geben Hörer*innen Tipps oder Handlungsempfehlungen mit auf dem Weg. Im Folgenden werden einige Angebote vorgestellt. 

Dieser Podcast der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg informiert Verbraucher*innen über ein buntes Themenpaket zu Altersvorsorge, Versicherungen, Energie, Fakeshops, energetischer Sanierung und Nahrungsmitteln. Mit über 50 Folgen bietet der Podcast ein sehr umfassendes Angebot.

Der „Verbraucherschutz-Podcast“ von der Finanzaufsicht BaFin ist ein recht junger Podcast, der sich mit Fragen zu Geld und Verbraucherschutz auseinandersetzt. Hier können Verbraucher*innen ihr Finanzwissen rund um Themen wie Finfluencer, Immobilien-Teilverkauf und Kryptowerte auffrischen oder erweitern.

Auf Geldreise“ ist ein Podcast von Finanztip aus einer persönlichen und weiblichen Perspektive: Die Journalistinnen Anja und Anika berichten über eigene finanzielle Erlebnisse, um Verbraucherinnen bei finanziellen Entscheidungen zu unterstützen. Mehr als  150 Folgen stehen zur Auswahl.

Die Verbraucherzentrale Bayern bietet mit den „Verbraucherhelden“ einen Podcast, der sich insbesondere mit praktischen Fragen aus dem Alltag auseinandersetzt. Von der Studienfinanzierung über Fahrgastrechte bis hin zu populären Rechtsirrtümern.

Wer (noch) kein*e Expert*in ist und mehr über alltägliche Geldgeschäfte wissen möchte, kann sich mit „Geld ganz einfach“ von Finanztip zu den unterschiedlichsten Themen informieren. Ob Hauskauf, ETFs oder Finanzen als Paar – das Archiv bietet ein breites Themenspektrum.

Unabhängige Beratung: Nicht so einfach

Unabhängige Beratung ohne Verkaufsinteresse ist nicht ganz so einfach zu finden in einem Land, in dem mehr als 180.000 Menschen von provisionsgestützter Versicherungsvermittlung leben. Auch in den Banken ist der Provisionsverkauf üblich. Er führt vielfach zu Interessenkonflikten – und eben auch dazu, dass bei Finanzprodukten typischerweise Verkaufsgespräche überwiegen.

Wer eine unabhängige Beratung sucht und auch bereit ist, dafür zu bezahlen, findet aber Alternativen. Insbesondere die Verbraucherzentralen beraten vor Ort zu sehr vielen Finanz- und Rechtsfragen, vom Gebührenstreit mit Banken über Kreditfragen bis hin zur Baufinanzierung.

Beratung rund um die Altersvorsorge

Altersvorsorge ist eine langwierige Sache und erstreckt sich sehr oft über 30 Jahre oder länger. Da ist es ganz klar, dass auch im Laufe der Zeit immer wieder Fragen auftauchen – und sei es nur, weil man ein Haus kauft oder geerbt hat.

Wer unabhängigen und persönlichen Rat zur Altersvorsorge sucht, findet ihn bei den Verbraucherzentralen, die gegen Honorar auch bereits vorhandene Verträgen überprüfen. Bei Fragen zur gesetzlichen Rente und staatlich geförderten Riester- und Rürup-Renten hilft zudem die Deutschen Rentenversicherung weiter, telefonisch und vor Ort – sogar kostenlos. Beim Bundesverband der Rentenberater gibt es gegen Honorar zudem Hilfe bei kniffeligen Fragen rund um gesetzliche Rente und die Sozialversicherung. Die Webseite des Verbands hilft bei der Suche nach einem Berater in der Nähe.  

Versicherungen & Co.

Bei Fragen zu Versicherungen ist der Bund der Versicherten (BdV) eine Anlaufstelle. Dort werden Mitglieder umfassend in privaten Versicherungsfragen beraten (Jahresbeitrag: 78 Euro). Auch gerichtlich zugelassene Versicherungsberater*innen, die im  Bundesverband der Versicherungsberater organisiert sind, und die Verbraucherzentralen bieten unabhängigen Rat gegen Honorar – sei es nun beim Abschluss von Versicherungsschutz oder im Schaden- beziehungsweise Streitfall. Beraten wird in der Regel vor Ort oder telefonisch.

Schuldner- und Rechtsberatungen

Bei Schulden- oder Rechtsproblemen können sehr häufig Wohlfahrtsverbände wie das Rote Kreuz, die Arbeiterwohlfahrt sowie die Caritas und Diakonie weiterhelfen. Hier finden Sie die nächstgelegene Beratungsstelle. Schuldnerberatungen sind in der Regel für Empfänger*innen von Sozialhilfe kostenlos – darüber hinaus ist das nicht immer der Fall. Bei Rechtsproblemen haben Menschen mit geringem Einkommen die Möglichkeit, bei der Caritas über die sogenannte Beratungshilfe eine günstige Rechtsberatung zu erhalten – lediglich 15 Euro sind als Eigenleistung zu zahlen. Kosten für ein Gerichtsverfahren sind hingegen nicht abgedeckt.