Greenwashing: Die Aufsicht macht den Unterschied

05.09.2024
  • Greenwashing schadet Unternehmen finanziell: Jedoch erst, wenn sich Aufsichtsbehörden wie die BaFin einschalten und Greenwashing von Banken und Vermögensverwaltern nachgehen. Das zeigt eine neue Studie von Finanzwende.
  • Leiten die Aufsichtsbehörden Ermittlungen ein, fällt der Börsenkurs der Unternehmen um durchschnittlich 6 Prozent, kommt es zur Durchsuchung sogar um weitere 5 Prozent - verglichen mit dem zu erwartenden Kurs ohne das Eingreifen der Aufsicht. Solche Kursbewegungen setzen das Management unter Druck, ihr Verhalten zu ändern.
  • Die Studie macht deutlich: Eine aktive Finanzaufsicht ist einer der wichtigsten Hebel, um Greenwashing zurückzudrängen.

Immer mehr Anleger*innen möchten mit ihren Investitionen Gutes tun und in Unternehmen investieren, die Klima- und Umweltschutz berücksichtigen. Doch Greenwashing an den Finanzmärkten macht es unnötig schwer, diesem Wunsch nachzugehen. So gibt es vermeintlich grüne Publikumsfonds, die große Anteile an Öl- und Gaskonzernen in ihren Portfolios führen und dennoch schamlos als nachhaltige Geldanlage angepriesen werden. 

Die Allgegenwärtigkeit von Greenwashing kann den Eindruck vermitteln, es sei dagegen kein Kraut gewachsen. Doch eine neue Studie von Finanzwende zeigt: Eine aktive Finanzaufsicht könnte den Unterschied machen.


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Konsequenzen für Greenwashing

Entscheidend sind dafür die Börsenkurse der Unternehmen, die Greenwashing betreiben. Fallen die Börsenkurse, gerät das Management unter Druck, etwas zu ändern. Wirken sich Greenwashing-Praktiken also negativ auf die Börsenkurse eines Unternehmens aus, muss das Management handeln und wirklich gegen Greenwashing vorgehen. 

Doch wie kommt es zu Kursverlusten? Wenn Investor*innen damit rechnen, dass der Greenwashing-Fall dem Unternehmen finanziell schaden wird, verkaufen einige die Aktie und der Börsenkurs sinkt. Die Investor*innen beziehen dabei neue Informationen in ihre Bewertungen der Zukunftsaussichten für das Unternehmen ein. Sie bewerten etwa, ob ein Greenwashing-Fall einem Unternehmen in Zukunft finanziell schaden könnte und reagieren dementsprechend.

Die neue Finanzwende-Studie zeigt: Bei Greenwashing geschieht diese Korrektur nicht schon in Reaktion auf eine neue Information, sondern erst bei Aktivwerden der Aufsicht. Leitet eine Aufsichtsbehörde wie die deutsche BaFin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht) oder die US-amerikanische SEC (Securities and Exchange Commission) Ermittlungen zu Greenwashing-Fällen ein, fällt der Kurswert des beteiligten Unternehmens um durchschnittlich 6 Prozent - verglichen mit dem zu erwartenden Kurs ohne das Eingreifen der Aufsicht. Kommt es zur Durchsuchung durch die Behörde, fallen die Kurse durchschnittlich sogar um weitere 5 Prozent. Solche Kursstürze zwingen das Management zum Handeln.

Was es braucht, damit sich nach dem Bekanntwerden von Greenwashing-Fällen etwas ändert, ist also eine aktive Aufsicht, die nicht nur zusieht, sondern handelt.

Was sich ändern muss

Derzeit tut sich auch einiges bei den gesetzlichen Regeln für grüne Geldanlagen. Klarere Anforderungen könnten künftig auch dazu beitragen, dass Anleger*innen nachhaltige Finanzprodukte besser erkennen und einordnen können und Greenwashing auch auf diese Weise zurückgedrängt wird.

Doch die neuen Studienergebnisse zeigen ganz klar: Eine aktive Finanzaufsicht ist einer der wichtigsten Hebel, um Greenwashing zurückzudrängen. Die BaFin muss stärker gegen Greenwashing an den Finanzmärkten vorgehen. Sie muss überprüfen, ob sich Finanzakteure an die Regeln halten und systematisch gegen Verstöße vorgehen. Das betrifft sowohl Vorgaben für Finanzprodukte wie grüne Fonds, als auch Versprechen von Finanzunternehmen, beispielsweise im Rahmen von Klima-Selbstverpflichtungen

Nur wenn Marktakteure realistisch mit Konsequenzen für falsche grüne Versprechen rechnen, kann das weitverbreitete Greenwashing an den Finanzmärkten zurückgedrängt werden. Geht die Aufsicht Greenwashing-Vorwürfen regelmäßig nach, werden Unternehmen die Konsequenzen ernst nehmen und im besten Fall von vornherein ehrlich und transparent über ihre Nachhaltigkeit kommunizieren.

Wir fordern von der Finanzaufsicht BaFin, stärker gegen Greenwashing vorzugehen: Die BaFin muss überprüfen, ob Finanzunternehmen in Deutschland sich an die Regeln halten, und Verstößen endlich systematisch nachgehen!

Diese Studie ist eine Kurzfassung des Research Papers Restoring Trust in Sustainable Finance: The Role of Active Supervision in Greenwashing Scandals. Die englischsprachige, vollständige Version finden Sie hier.

Die Studie wurde unterstützt von der KR Foundation

KR Foundation